Tschechische Helden in Spitfires

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In nur fünf Wochen schoss Josef František 17 deutsche Flugzeuge ab. Nur drei britische Piloten waren 1940 bei der Luftschlacht um England noch erfolgreichere Jagdflieger. Aber er war kein Brite, sondern Tscheche. Die Namen von 2507 tschechischen Piloten, die sich von den Nazis absetzen konnten als ihr Land besetzt wurde, um von 1940 bis 1945 für IMG_5473die Royal Air Force und für die Freiheit zu kämpfen, befinden sich alle auf einer Messingtafel (Bild links) auf dem granitenen Postament des Denkmals auf der Kleinseite in der Nähe der Manes-Brücke.

Erst 2014 wurde das Denkmal des geflügelten Löwen (Památník Okřídleného lva) zu Ehren der tschechischen Piloten, die in ihren Spitfires Hitlers Luftwaffe bekämpften, errichtet. Es ist das Werk des britischen Bildhauers Colin Spofforth. Der sehr grimmig reinschauende geflügelte Bronzelöwe ist von einer klaren und schlichten Symbolik geprägt, sozusagen als böhmisches Wappentier mit Tragflächen. Die etwas altbackene Traditionalität des Denkmals, die in ihrer Martialität der klassischer Heldendenkmäler der Vorkriegszeit ähnelt, war zumindest in der Prager Künstlerszene umstritten. IMG_5471Unumstritten war jedoch immer, dass die Piloten, die für die Freiheit ihr Leben aufs Spiel setzten und vielfach auch gaben, ein Denkmal verdient haben.

Entsprechend lebendig ist auch die Erinnerung an die Piloten. Beim jährlichen Veteranentag (9. November) werden sie regelmäßig geehrt und sind fester Bestandteil der Erinnerungskultur. So zum Beispiel beim vielbesuchten Veteranenfest auf dem Náměstí Míru (Friedensplatz) in Vinohrady im letzten Jahr 2018, wo während des spitfireFestes (zu dem die Schulklassen strömen; siehe früheren Beitrag hier) sogar eine echte alte Spitfire als Attraktion des Tages aufgestellt wurde (Bild links).

Kein Geringerer als ein Enkel von Winston Churchill (den die Prager vielfach ehrten, etwa hier und hier) Sir Nicholas Soames, seines Zeichen Mitglied des Unterhauses, weihte übrigens das Denkmal auf der Kleinseite ein. Bei seiner Rede machte er darauf aufmerksam, dass weder der Freiheitskampf noch die Leiden für viele der tapferen Piloten zu Ende waren, als der Krieg 1945 seinen Schluß fand. Da sie für eine westliche („kapitalistische“) Demokratie ihr Leben riskiert hatten und die meisten von ihnen nicht die Unfreiheit der Nazis mit der der Sowjets eintauschen wollten, waren nicht wenige von ihnen nach ihrer Rückkehr in die Heimat unter den Kommunisten Verfolgungen und Drangsalierungen ausgesetzt. Sie mussten bis 2014 warten bis ihnen ihr Denkmal gesetzt wurden. Und während Soames diese Worte sprach, kreiste eine alte Spitfire über dem Platz des Denkmals. (DD)

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