Siegreiche Söhne

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Sie ist die einzige Frau auf dem Denkmal. Die Dame, die da gerade die Flagge aufrichtet, soll die Stadt Prag verkörpern. „Von Prag an seine siegreichen Söhne“, lautet das Motto des Denkmals. Es ist das größte und IMG_6368das offiziöseste Monument, das der Tschechischen Legion in Prag oder vielleicht sogar in ganz Tschechien errichtet wurde. Es steht unterhalb des Emmausklosters nahe des Palacký-Platzes (siehe diesen früheren Beitrag  hier).

Über die Legion wurde ja an dieser Stelle mehrfach berichtet (unter anderem hier). Eigentlich war ein Tscheche bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs Untertan des Habsburgerreichs und musste seinen Militärdienst für den Kaiser zu leisten. Diejenigen, die von einem unabhängigen Staat träumten, formierten sich auf Seiten der Alliierten als quasi-IMG_6347autonome Legionen im Dienste Frankreichs, Italiens oder Russlands. Die Legion wurde somit eine tragende Säule des Kampfes um die unabhängige Erste Republik der Tschechoslowakei. Überall in Prag findet man Orte, die an sie erinnern.

Das Monument wurde 1932 vom Bildhauer Josef Mařatka errichtet. Ein wenig erinnert der Stil an den sozialistischen Realismus, wie er in dieser Zeit in der Sowjetunion vorherrschte. Davon soll man sich nicht täuschen lassen. Die Legion kämpfte in Russland nach 1917 verbissen gegen die Bolschewisten.

Die Nazis hatten während der Okkupation nach 1938 natürlich keinerlei Verständnis für dieses kraftvolle Statement tschechoslowakischen Nationalbewusstseins und Widerstandsgeistes und ließen es IMG_6346niederreißen. Was wir da heute sehen, ist eine exakte Rekonstruktion, die 1998 aufgestellt wurde.

Auf dem Denkmal sind die wichtigsten siegreichen Schlachten der Legion im Weltkrieg verewigt – insbesondere die Schlacht bei Vouziers und Terron 1918, wo die Legion einen entscheidenden Sieg gegen die deutsche Armee davontrug. Um den Obelisk stehen sieben Legionäre. Sie tragen jeweils Uniformen der Länder, in denen sie dienten. Man sieht den französischen Adrian-Stahlhelm (z.B im großen Bild oben), den italienischen „Trenker-Hut“ (kleines Bild links im Vordergrund) und die typisch russische Fellmütze (kleines Bild unten rechts). So liefert das Denkmal dem Betrachter zugleich eine kleine Geschichtslektion und ein Stück Uniformenkunde. (DD)

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