Patriotische Fresken

Auf den beiden obersten Etagen des vierstöckigen Wohnhauses am Karlovo náměstí 288/17 (Karlsplatz, Prag 2) geht es patriotisch zu. Eine weibliche Allegorie Böhmens hält einen Lorbeerkranz in die Luft – zum Ruhme des Landes. Sie thront über dem Löwen, dem Wappentier Böhmens.

Links neben ihr steht Karl IV., der „Vater des Vaterlands“, der eine Urkunde in den Händen hält, welche die Rechte der Böhmen garantiert (kleines Bild links). Die Heilige Ludmilla (kleines Bild rechts) und der Heilige Wenzel sind neben einer Unzahl gerüsteter Ritter ebenfalls Teil der illustren Runde personifizierter Geschichtsmythen.

Als der Architekt Rudolf Tereba 1894 dieses Haus erbaute, dessen unterer Teil mit Rustifizierungen versehen ist, konnte er den damals überaus berühmten und bekannten Historienmaler Adolf Liebscher für diese Fresken gewinnen, der auf geschichtlich-patriotische Themen geradezu spezialisiert war. Die beiden Künstler arbeiteten übrigens öfters miteinander als Team zusammen (siehe früheren Beitrag hier).

Vorher stand hier ein Haus, dessen Ursprünge sich bis in das Jahr 1378 zurück verfolgen lassen und den seltsamen Namen U Božích muk (Bei Gottes Pein) trug. Ab ca. 1730 nannte man es U Sedlerů, was sich auf den Besitzer Josef Sedeler bezieht. Seit dieser Zeit befand sich eine Mälzerei und eine Brauerei darinnen.

Aber das ist längst Vergangenheit. Heute befinden sich hier Wohnungen und einige kleinere Büros, etwa das des Tschechischen Fahrlehrerverbandes. Aber immer noch legen die Fresken von Liebscher Zeugnis ab von dem tschechischen Patriotismus, der Ende des 19. Jahrhunderts auch in Prag en vogue war. (DD)

Hinterlasse einen Kommentar