Klassiker der Romanik

Inmitten der Burg befindet sie sich: Die Basilika des Heiligen Georgs (Bazilika sv. Jiří). Ein wenig steht sie im Schatten des nur wenige Meter entfernten Veitsdoms, der berühmter, größer und zudem die Grablege böhmischer Könige ist. In Wirklichkeit ist die Basilika jedoch ein überaus bedeutendes Gebäude, das jede Aufmerksamkeit verdient hat.

Sie ist die zweitälteste Prager Kirche überhaupt und die drittälteste in Böhmen. Herzog Vratislav I., der drinnen auch sein Grab fand (kleines Bild links), ließ sie kurz vor seinem Tode im Jahre 921 erbauen und sie war lange das kirchliche Zentrum ganz Böhmens. Und sie ist ganz ohne Zweifel eines der schönsten Beispiele romanischer Architektur in Prag.

Nähert man sich von Westen, so fällt das einem auf den ersten Blick nicht auf, da man zunächst vor einer großen rot-weißen Barockfassade steht, die der sichtbarste Teil der vom Architekten Francesco Caratti durchgeführten Barockisierung der Kirche in den Jahren 1657 bis 1680 ist. Nähert man sich von Hinten/Osten oder ist man erst einmal drinnen (Eintritt!), so stellt sich die Sache ganz anders da. Die Romanik ist tatsächlich noch der bestimmende Baustil.

Im Jahre 976 wurde die Basilika Teil eines Kloster der Benediktinerinnen und blieb das auch, bis dann im Jahre 1782 Kaiser Joseph II. das Kloster auflöste. Seit dem Jahr 925 ist hier übrigens auch die Heilige Ludmilla, die Großmutter und Erzieherin des im Veitsdom nebenan begrabenen Heiligen Wenzel, begraben. Eine wunderschöne geschwungene Barocktreppe führt den Besucher höher in die Apsis, von der aus man ihr Grab sehen kann.

Die Treppe ist aber das auffallendste Stück Barock, das man im Innenraum findet. Ansonsten sollte man lieber den Blick über die schönen Rundbögen der Fenster und die Reste von Wandmalereien aus dem 12. Jahrhundert schweifen lassen. Die Romanik, die man hier sieht, ist nicht mehr die aus der Zeit der Gründung der Kirche im 10. Jahrhundert.

Im Jahre 1142 richtete ein Feuer großen Schaden an der Basilika an, die umfassend repariert und teilweise neugestaltet wurde. Danach hielten sich die Neugestaltungen in Grenzen. Um 1520 fügte der Baumeister Benedikt Ried von Piesting ein Renaissanceportal an der straßenzugewandten Längsseite hinzu, und der Barockarchitekt Franz Maximilian Kaňka fügte 1718-22 noch eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Nepomuk an der Südwestecke an.

Ach ja, und dann galt es natürlich noch, die Schäden zu beseitigen, die die Klosterauflösung von 1782 angerichtet hat. Basilika und Kloster wurden dadurch seinerzeit zu einem Militärlager degradiert, was dem Gebäude nicht unbedingt gut tat – um es milde auszudrücken. Erst Ende des 19. Jahrhunderts kam es zu einem Umdenken.

Von 1887 bis 1908 dauerten die Renovierungs- und Umbaumaßnahmen des Baumeisters František Mach, der behutsam versuchte, den ursprünglichen Stil der Romanik wieder mit Leben zu erfüllen. Das ist ihm ganz zweifellos gelungen! (DD)

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