Das Prager Moldauufer ist erst seit einigen Jahren mehr als ein bloßer Anlegeplatz, sondern kultureller Treffpunkt und Amüsiermeile. Und erst das zweite Mal findet es heute statt hier zwischen Palacký-Brücke und Smíchover Eisenbahnbrücke, aber man kann sich 
jetzt schon kein Prager Leben ohne dieses Fest vorstellen – das Pivo na náplavce (Bier am Ufer). Es handelt sich um ein Volksfest und Markt, bei dem Tschechien zeigt, dass es die Bierweltmacht No.1 ist.
Über 50 Klein- und Familienbrauereien aus ganz Tschechien zeigen hier die ganze Palette ihres Könnens. Kein urquellendes Massenbier, sondern das Beste von Besten! Wie in allen Ländern mit hoher Bierkultur ist es die kleine Brauereigaststätte vor Ort, die das Niveau trägt. Erfreulich 
ist dabei, dass es auch viele tschechische Bier-Start-ups gibt, wo junge Brauer mit Experimentierfreude brauen. Neben den ausgezeichneten tschechischen Klassikern – Dunkel, Halbdunkel, Hell – gibt es innovative Sorten wie Chilibier, gelungene Versuche der Aneignung ausländischer Biersorten (Stout, Weißbier) oder soziale Experimente wie beer for her, ein auf den weiblichen Markt abgestimmtes Bier, das milde schmeckt und in ästhetisch ansprechenden 
Flaschen im gepflegten Geschenkset angeboten wird. Alles wurde sehr elegant präsentiert (Bild rechts). Seltsamerweise tranken aber immer, wenn wir am Stand vorbeikamen, hauptsächlich Männer dort. Es scheint, dass die klassischen Rollenbilder sich auch hier langsam hinweggendern. Möglicherweise erst nach dem fünften Bier …
Viele der jüngeren Brauereien haben lustige Namen und verstehen es, ein junges Publikum anzusprechen, das sich in anderen Ländern im Zuge der Öko-Korrektheit von der Biertrinkerei 
abzuwenden begonnen habe. Die Brauerei HoppyDog (Hopfiger Hund) aus Ostrava ist nur ein Beispiel.
Ach ja, die sich auch in Deutschland sich ausbreitende Barbarei, auch ein Spitzenbier aus der Flasche oder gar dem Plastikbecher herumnterzuspülen, hat bei den Tschechen – ein echtes Kulturvolks auf diesem Gebiet! – keine Chance. Um diesen Standard bei einem Volksfest dieser Größe zu organiseren, bedarf es eines gewissen Einfaltsreichtums, damit nicht Gläser gestohlen werden. Hier machte man es ganz einfach. Am Eingang kauft sich jeder Besucher ein eigenes Glas (u.a. mit dem Logo von Pivo na naplávce drauf – siehe großes Bild oben) mit dem er dann jeden Stand jeder Brauerei ansteuern kann. Dort wird das Glas gereinigt und mit dem Bier der Wahl gefüllt. 
Am Ende hat man noch ein kleines Souvenir. Der durch Pfand mit richtigem Anreiz versehene und daher zivilisierte Biergenuss im Glas ist garantiert – nirgendwo liegen Scherben, niemand klaut und man nimmt eine kleine Erinnerung mit. Einfach genial.
Fetzige Folk-Punkmusik auf der Bühne, Stände mit originellen Biergläsern und wirklich gute Fressstände mit urban-innovativen Varianten tschechischer Biersnacks, hausgemachten Burgern und Hotdogs runden das Bild ab. Kurz: Eine Mordsgaudi! Man freut sich schon auf das nächste Mal im nächsten Jahr! (DD)
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