Die Tschechen pflegen eine hohe Bierkultur. Und deshalb ehren sie auch ihre Brauer. Und wenn nicht Franz Andreas Paupie (in Tschechisch František Ondřej Poupě geannt), wen dann? Und so findet man in der Prager Altsatdt am Haus in der Martinská 360/2 (Ecke Na Perštýně) auf Höhe des ersten Stocks denn auch in der Tat eine große Gedenktafel, die ihm zugewidmet ist.
Eigentlich war er hier nur ganz kurz wohnhaft, nämlich von 1793 bis 1794. Nachdem er einige praktische Erfahrungen als Brauer (etwa als Leiter der Brauerei von Joseph Niklas Graf von Windischgrätz in Štěkeň) gesammelt hatte, vertiefte er sich vor allem auch in die wissenschaftliche Seite des Brauen, die bisher eher vernachlässigt worden war. Als Resultat vollendete er hier in der Martinská das Buch, das Böhmen (heute Tschechien) später zu dem Bierland schlechthin machte: Die Kunst des Bierbrauens. Die bis dato gründlichste Abhandlung zum Thema publizierte er auf eigene Kosten. Heute ein Klassiker des Genres, war es damals ein Verlustgeschäft. Mittellos musste er aus Prag von dannen ziehen und dabei seine zentral gelegene Wohnung direkt neben der schönen Martinskirche wieder aufgeben.
Er heuerte nun als Brauer bei der recht großen Brauerei von Maria Anna Reichsgräfin von Clam Martinic in Slaný an. Hier setzte er seine wissenschaftlichen Ideen zur Braukunst systematisch um und experimentierte mit Präszisionsgeräten wie Thermometer und Bierwaage, was die Qualität des Bieres so nachhaltig steigerte, dass er 1798 mit Leichtigkeit einen Wettbewerb um den Posten des Stadtbrauers in der mährischen Großstadt Brno (Brünn) gewann. Dort hatte er bis zu seinem Tode 1805 ein sicheres Auskommen und konnte weiterforschen. 1801 veröffentlichte er das Buch Versuch einer Grundlehre der Bierbrauerei in katechischer Form, das im gleichen Jahr auch in Tschechisch unter dem Titel Počátkové základního naučení o vaření piva erschien – und zu einer Art Bibel der tschechischen Braukunst wurde. Kaum ein fachkundiger Tscheche bezweifelt heute, dass er es war, der überhaupt erst Qualitätsstandards in die heimische Braukunst eingeführt hat. Die Entwicklung einer echten Bierindustrie wäre ohne ihn undenkbar gewesen. Er gehört in das Pantheon großer Tschechen!
Auf der Gedenkplatte sieht man ein Relief mit einem Seitenportrait Paupies. Darunter steht: „Hier befand sich das Haus, in dem F.O.Poupě, der berühmte tschechische Bierbrauer, lebte. 1753 -1806“. Daraus schließt man zurecht, dass das Haus, an dem die Plakette angebracht ist, nicht mehr das ursprüngliche Haus ist, in dem er 1793/94 gewohnt hatte. Das recht luxuriös daherkommende vierstöckige Miets- und Geschaftshaus mit seinen hübschen Balkonen, das man heute sieht, wurde von dm Architekten Otakar Bureš (siehe auch hier) im historistischen Stil des Neobarock erst zwischen 1905 und 1906 erbaut. Da war Paupie ja schon 100 Jahre tot….
Aber der Architekt baute doch noch eine Erinnerung an das vorher hier stehende Haus ein. Über dem Eingang kann man den alten Namen des Haus in Stuck lesen: U Tří zlatých koulí (Zu den Drei Goldenen Kugeln). So hatte es im Jahre 1684 der damals neue Besitzer Samuel Rafael Globic genannt. Der nutzte die Kugelsymbolik als Hausschild (das erklären wir hier), um auf sein Gewerbe aufmerksam zu machen. Er war nämlich einer der bedeutenden Geodät (Geometer) seiner Zeit und seine äußerst präzisen Stadtpläne dienten oft als Rechtsgundlage für Gerichtsprozesse um Grundeigentum. Und so erinnert der neue Schriftzug mit den drei Kugeln darunter, dass in dem (damals wohl barocken) Vorgängerhaus noch ein zweiter bedeutender Bewohner lebte, der allerdings nichts mit der Braukunst zu tun hatte. (DD)
Als er erbaut wurde, lag das Areal des Dominikaner Hofs (Dominikánský dvůr) im heutigen Stadtteil Braník (Prag 4) definitiv außerhalb Prags – quasi auf dem Lande. Heute ist der 1922 zu Prag eingemeindete Stadtteil, der etwas südlich des Vyšehrad liegt, ein dicht bebautes und eher gesichtslos modernes Viertel. Der alte Hof der Ordensleute in der Jiskrova 44/6, Ecke Branická, wirkt nunmehr wie ein – leider auch noch recht heruntergekommenes – Relikt aus ferner Zeit.
Ein Teil des heutigen Braník gehörte ab Mitte des 16. Jahrhunderts der Prager Altstadt, die es als landwirtschaftliches Gebiet nutzte. Ein anderer Teil wurde durch Kaiser Ferdinand II. 1620 an den Dominikanerorden des altstädtischen Kloster der Kirche St. Ägidius (Kostel sv. Jiljí), die wir bereits hier beschrieben haben, geschenkt. Ferdinand II. war der große Sieger der Schlacht am Weißen Berg (wir berichteten hier) gewesen, in der die Böhmen ein letztes Mal versucht hatten, ihre Glaubensfreiheit und ihre Unabhängigkeit gegenüber den Habsburgern zu bewahren – vergeblich! Nach der Niederlage setzte eine Rekatholisierung ein, die gleichermaßen auf brutaler Unterdrückung des Protestantismus und auf eine Privilegierung der Kirche setzte, der nun viele Besitztümer zugeteilt wurden. Und dazu gehörte das Stück Land in Braník.
Ab 1625 bauten die Dominikaner auf den Grund einer älteren (daher nicht erhaltenen) Gutsfestung ein Gebäude, das zugleich Wirtschaftsbetrieb war,aber auch als die Vermögensverwaltung des Klosters in der Altstadt und als Residenz genutzt wurde. Im Jahr darauf richtete man – wie es bei Klöstern damals öfters der Fall war – eine Brauerei ein. Die Lage außerhalb der Stadt oder, um es genauer zu sagen, außerhalb der schützenden Stadtmauern erwie sich bald als nachteilig. Als die Schweden 1648 ein letztes Mal versuchten, Prag zu erobern, richteten sie hier große Verwüstungen an, die zunächst notdürftig behoben wurden. Aber je weiter die Zeit fortschritt, hielt man das nicht für genug. 1761 wurde Gebäude im Stil des Hochbarock völlig umgebaut. Der von vier Gebäuden (von den das von der Straße aus nicht sichbare südliche inzwischen nicht mehr existiert) umrahmte Innenhof wurde um einen großen Glockenturm ergänzt. Der wiederum war Teil der Kreuzkapelle, die innen mit prunkvollen Stuckornamenten verziert waren, von denen wohl immerhin ein Teil bis heute überlebt hat. Die Stuckaturen sind nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, aber immerhin zeugt noch das große Relief des gekreuzigten Jesus Christus (vor dem ein Mönch kniet) von der einstigen Pracht des Gebäude. Etwas unschön ist es schon, dass es z.Z. von einer durchsichtigen Plastikfolie umhüllt ist, aber das dient wohl dem Erhalt und der Konservierung.
Ein weiteres Relikt aus der Dominikanerzeit kann man mit guten Augen auf der Spitze des Turms erkennen. Als Wetterfahne kann man nämlich einen Hund erkennen, der eine Fackel im Maul trägt. Den findet man auch auf dem Wappen der Dominikaner. Ursprünglich soll es sich um einen Wortwitz gehandelt haben, weil die lateinische Bezeichnung Dominicanes für den Orden sehr wie domini canes klingt, was soviel „Hunde Gottes“ bedeutet. Irgendwann hat man sich das als Lob angesteckt, weil sich die Dominikaner das eine Art Wachhunde für die Reinheit der katholischen Lehre sahen, wozu passt, dass sie 1216 die berüchtigte Inquisition gründeten und betrieben. Auf jeden Fall zeigt der Hund Gottes auch heute noch den Bürgern von Braník die Windrichtung.
Die Dominkaner von St. Ägidius gehörten zu den wenigen Klostergemeinschaften Böhmen, die nicht im Zuge der Kirchenreformen Kaiser Josephs II. Anfang der 1780er Jahre aufgelöst wurden – möglicherweise, weil sie mit dem Hof in Braník und der damit verbundenen Landwirtschaft (alte Karten zeigen noch im späten 19. Jahrhundert ein großen Ackerfeld im Südwesten) als ökonomisch nutzbringend eingestuft wurde (der Kaiser verbot nur „unnütz“ meditative Orden). 1899 verkaufte der Orden Hof und Gelände an einen Brauerverein. Mit der Eröffnung der nahelegenen riesigen Brauerei Braník (pivovar Braník), über die wir bereits hier berichteten, wurd das Ganze aber obsolet, weshalb 1907 das Brauen eingestellt wurde. Es folgte eine Zeit ständiger Besitzer- und Zweckwechsel. Im Südflügel befand sich von 1919 bis zum Abriss 1969 ein Kino, das Eden, wo man in den frühen und mittleren 1960er wohl gerne Winnetou-Filme anschaute, die in der Tschechoslowakei außerordnetlich populär waren. In den anderen Gebäudeteilen gab es einen ständigen Wechsel von Geschäften und Werkstätten. Dem Gebäude kam die unsachgemäße Nutzung, die unsachgemäße bauliche Änderungen mit sich brachte, nicht. Viel historische Substanz wurde zerstört und allmählicher Verfall setzte ein. In den 1950er Jahren wollte man das Ganze sogar abreißen, was nur dadurch verhindert wurde, dass der Staat es 1958 unter Denkmalschutz stellte.
Den schleichenden Verfall, den so viele historische Gebäude unter dem Kommunismus durchleiden mussten, hielt das nicht auf. Nach dem Fall des Kommunismus suchte man nach Möglichkeiten, das Gebäude zu retten und gleichzeitig nutzbar zu machen. 2014 unterzeichnete die Stadtregierung von Prag 4 einen Vertrag mit der Mikrobrauerei Zemský pivovar (Landbrauerei), dass hier eine (in Anknüpfung an die alte Tradition) Brauerei mit Braugaststätte entstehen solle. Die Brauereibetreiber insistieren, dass sie tatsächlich Investitionen in Höhe von Millionen Kronen getätigt hätten, was sie 2017 in einem Ratshearing belegt hätten. Die Stadt behauptete hingegen, dass die Betreiber ihren Vertragsverpflichtungen nicht nachgekommen seinen. Die Betreiber sagten wiederum, dass die Bürokratie der Denkmalschutzbehörden sie an schnellerem Vorgehen gehindert. Eine neue Stadtregierung löste 2019 den Vertrag einseitig auf. Stattdessen plant man nun die Einrichtung einer Waldorfschule für alternative Pädagogik, was möglicherweise den ideologischen Präferenzen der Ratsmehrheit entspricht. Inzwischen haben erste sichtbare Reparaturen am Dach begonnen. Das ist natürlich an sich eine gute Nachricht. Nur schade, dass das Thema Brauerei damit vorerst vom Tisch ist… (DD)
2021, mitten in den turbulenten Zeiten harter Anti-Covid-Maßnahmen, die ja den Gastronomiesektor besonders schädigten, fasste man den Mut diese Brauereigaststätte zu eröffnen: Die Pivovar Kilián (Kilián Brauerei) in der Nad Kolčavkou 907/8 im Prager Stadtteil Libeň. Alleine das verdient Lob!
Die Umgebung dürfte wohl kaum zum Touristenmagnet werden. Der naheliegende hübsche Fluss Rokytka, der sich hier durch die Landschaft schlängelt, und die noch näher liegende, aber doch eher unschöne Eisenbahnbrücke aus Beton sorgen für gemischte optische Eindrücke. Folglich ist die Brauerei ganz primär ein Ort, an dem man Tschechen bei einem Glas Bier (oder mehr) vorfindet und nicht ausländische Besucher. Kurz: Hier hat man ein kleines Stück authentisches Böhmen vor sich. Auch die Einrichtung der beiden Gasträume ist einfach und gemütlich – so wie es sich gehört. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall, gerade weil es keine touristische Altstadtkneipe ist.
Die Geschäftsleitung der Braugaststäte, die sich 2021 als so wagemutig erwies, hat Jaroslav Nový inne. Er und seine Mitstreiter scheinen wohl begeisterte Leser der Werke des berühmten tschechischen Schriftstellers Bohumil Hrabal (wir berichteten über ihn u.a. hier) zu sein. Denn die Gaststätte ist nach ihm benannt – was man nicht auf den ersten Blick erkennt. Geboren wurde Hrabal nämlich unter dem Namen Bohumil František Kilián. Und Kilián war der Name der Mutter Marie Kilianová, die ihn als uneheliches Kind bekam. 1916 heiratete sie einen Brauereiangestellten namens František Hrabal. Den Namen seines neuen Stiefvaters übernahm dann ihr Sohn und wurde dadurch zu dem Bohumíl Hrabal, den wir kennen.
Die Gaststätte trägt also Hrabals Original- und Geburtsnamen. Das wissen natürlich nur Kenner, aber hier im Stadtteil Libeň ist irgendwie jedermann Hrabal-Kenner und Hrabal-Fan. Der Schriftsteller, der 1997 (vermutlich durch Selbstmord) starb, ist für die Bürger des Ortes so etwas wie der Local Hero. Der große Sohn der Stadt! Er wohnte nämlich hier in einem Haus in der Na Hrázi 24/326, wo er von 1950 bis 1973 mit seiner Frau und vielen Katzen lebte, und das leider 1988 abgerissen wurde. Heute steht hier zum Andenken die berühmte, im Stil der Pop-Art bemalte Hrabal-Mauer, ein Kunstwerk zu seinem Gedenken, über das wir bereits hier berichteten. Und Hrabal/Kilián war ein leidenschaftlicher tschechischer Biertrinker, der gerade für die örtliche Kneipier-Szene fast Kultstatus hatte. Es ist also gar nicht so erstaunlich, dass man hier in diesem Umfeld einer Brauereigaststätte einen Namen mit einem gewissen Hrabal-Bezug gibt.
Die Kilián-Brauerei ist eine sogenannte Fliegende Brauerei (Létající pivovar). Wir hatten in diesem Blog bereits u.a. dieses und dieses exzellente Beispiel für einen solchen Brauereitypus vorgestellt. Was sind Fliegende Brauereien? Nun es gibt ja viele begabte Bierbrauer, die richtig gut sind, aber sich nicht sofort die teueren eigenen Apparaturen für eine Brauerei leisten können. Die Findigen unter ihnen nutzen Leerlaufzeiten existierender Brauereien, um dort (gegen vergleichsweise geringe Gebühr) ihre eigenen Bierrezepte realisieren zu können. Dieses Geschäftsmodell hat in den letzten Jahren viel Zulauf und trägt dazu bei, dass es auch in schweren Zeiten noch die Vielfältigkeit der Bierkultur in Tschechien gibt, für die das Land doch so berühmt ist.
Von der kriegt man bei Kilián schon etwas mit. Alleine der Blick über die Zapfanlage (Bild oberhalb rechts) zeigt die Potentiale. Man hat hier immer drei bis vier eigene Bierkreationen vom Fass. Darunter ist eigentlich immer das beliebte Bohouškův ležák, ein sanftes Lagerbier mit 11° Stammwürze, das wir im großen Bild ganz oben sehen (leider nicht schmecken) können. Oder im kleinen Bild links sieht man das Rugby Ale, ein rötliches Brown Ale mit 9° Stammwürze und einem angenehm hopfigen, aber nicht zu hopfigen Geschmack. Dazu offeriert man in der Gaststätte selbst meist noch Biere einer anderen Kleinstbrauerei. Bei unserem Besuch gab es etliche Biersorten der Pivovar Antoš (Brauerei Antoš) aus der mittelböhmischen Stadt Slaný im Angebot. Zu alledem kann man sich etwas von der Speisekarte bestellen, die primär die Klassiker der tschechischen Biergaststätten-Kulinarik beinhaltet, wie etwa Tatarák oder Rindsbrühe.
Wenn man, wie wir das letzte Mal, in der Wintersaison hier einkehrt, kann man natürlich keine Außengastronomie genießen. Im Sommer ist das anders. Auf der gegenüber liegende Straßenseite gibt es eine kleine Grünfläche, auf der man nun die erforderlichen Holztische und -stühle aufgestellt hat. Und es gibt noch Kapazitäten im Hof des Gebäudes, das wohl um 1900 erbaut wurde. Alles bestens! Und ob Hrabal oder Kilián: Lebte er noch, der große Schriftstelller Libeňs wäre hier mit Sicherheit gerne eingekehrt, um sich am guten Bier zu delektieren. (DD)
Warum arbeitet man so gerne in Prag? Nun, man muss nur vom Bürofenster den Blick hinaus schweifen lassen. Man sieht nichts, was das Auge beleidigt. Einfach schön ist es. Wer dabei nicht motiviert den Tag beginnt, dem ist nicht mehr zu helfen.
Das fünfstöckige Mietshaus Nr. 1221/4 am Náměstí Míru (Friedensplatz) in Vinohrady (Prag 2), auf das man von meinem Schreibtisch aus schauen kann, ist ein Beispiel. Es ist kein bedeutendes Werk, aber eben hübsch anzusehen. Vinohrady wurde Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhundert auf gehobene Wohngegend auf dem Gebiet der alten königlichen Weinberge neu angelegt. Der innere Teil um den Friedensplatz ist daher recht ästhetisch geschlossen. Die großen Mietshäuser sind in der Regel mit historistischen Fassaden geschmückt, meist im Stil des Neobarock .
So auch das Haus 1221/4, das in den Jahren 1902/03 entstand. Die prunkvolle Fassade mit Stuckskulpturen und vielen floralen Ausschmückungen wurde von dem Architekten Josef Pospíšil entworfen, der sich für die Außengestaltung vieler der umliegenden Häuser veranwortlich zeichnete (wir sahen es bereits hier und hier).
Gebaut wurde es von dem Bürgermeister und Bauunternehmer Alois Bureš. Besitzer war Bohumil Staněk, seines Zeichens Ratsherr in Vinohrady. Überhaupt fällt immer wieder auf, dass kommunalpolitische Ämter, großer Immobilienbesitz und Bauunternehmertum bei der Anlegung von Vinohrady recht oft zusammenfielen (anderes Beispiel hier). Darüber könnte man auch mal nachforschen, wenn man Zeit dazu hätte. Ist sicher eine interessante Geschichte…
Heute befindet sich im Erdgeschoss keine Baufirma und auch kein Bürgermeister, sondern eine Kneipe der gehobenen Qualitätslage. Seit drei oder vier Jahren gibt es hier The Craft. Das ist, wie der Name korrekt suggeriert, ein Bierlokal, das nicht nur eine Marke urquelligen Industriebiers ausschänkt, sondern ein ständig wechselndes und großes Angebot von Bieren tschechischer Kleinbrauereien.
In der Umgebung gibt es viele schöne Ausflugsziele für Spaziergänge. Und, wenn man es will, können sie alle hier enden: Bei der Brauerei Perron in Roztoky u Prahy, gleich hinter der nördlichen Stadtgrenze Prags am Ufer der Moldau. Und wenn man klug ist, will man auch. Wegen der tschechischen Braukunst vom Feinsten, die es hier gibt. Aber so richtig!
Perron, das ist sowohl im Tschechischen als auch im Deutschen ein altertümliches, aus dem Französischen kommendes Wort für Bahnsteig. Der ist nämlich nicht fern des Braubiergartens, der so günstig in der Nähe des kleinen schmucken Bahnhofs von Roztoky liegt, dass man nicht nur die gemächlich vorbeifahrenden Züge vom Biertisch beobachten kann (trainspotting, nennt man das heute), die die romantische Moldauroute entlangfahren, sondern auch gut und bequem zurück nach Prag kommt, wenn man zuviel des Guten zu sich genommen hat. Die Zugfahrt ist zudem äußerst günstig und schnell.
Aber fangen wir von vorne an. 2016 packte es den jungen Bierbegeisterten Pavel Šnajdr auf einmal und er beschloss für sich, ein „Heimbrauer“ mit einer kleinen Hausbrauerei zu werden, um – ohne vorherige Ausbildung als Brauer, aber mit Begeisterung – mit dem Brauen aller möglichen Biersorten zu experimentieren. Offensichtlich ein Naturtalent! Denn die 20 Liter pro Tag deckten bald nicht annähern die Nachfrage in der Umgebung. Ein 50-Liter-Equipment musste her. Die Qualität wurde besser und schließlich schloss er 2019 noch erfolgreich eine Ausbildung bei der Prager Beer Academy in Sachen Theorie der Bier- und Malzherstellung ab. In die Praxis der professionellen Bierbrauerei wurde er anschließend in der Prager Kunratický pivovar eingeführt und am Ende erwarb er noch ein europaweit gültiges Zertifikats als Brauer und Mälzer.
Als nunmehr auch vollprofessionell ausgebildetes Naturtalent gründete 2020 gründete er die Firma Pivovar Roztoky s.r.o., die seine Biere vertreiben sollte. Möglicherweise waren es die Covid-bedingten Beschränkungen, mit der die damalige Regierung gerade in dieser Zeit den Gaststättensektor gängelte, die erst einmal nur einen kleinen Start als eine sogenannte Fliegende Brauerei (Létající pivovar) ratsam zu machen schienen. Bei einer solchen „Brauerei“ schaffen sich begabte Bierbrauer keine teueren eigenen Apparaturen, etwa grosse Braukessel, an. Vielmehr nutzen sie Leerlaufzeiten existierender Brauereien, um dort (gegen vergleichsweise geringe Gebühr) ihre eigenen Bierrezepte realisieren zu können. Eine besonders originelle hatten wir schon hier vorgestellt.
Und man brauchte eine Braugaststätte. Auch hier galt das Motto, dass man sich gerade in schweren Zeiten nicht vorher finanziell überheben darf. In der bahnhofsnahen Nádražní 56/0 in Roztoky eröffnete man zunächst einen schicken offenen Biergarten. Der ist an schönen Tagen eine wahre Wucht. Das Ganze ist tiptop modern und auf lange Sicht angelegt. Es hat eine wunderbare Strandbar-Atmosphäre. Besonders junge Leute – aber nicht nur sie – fühlen sich hier sauwohl und lassen den hochwertigen Hopfensaft die Kehle hinunterlaufen und essen dazu moderne und originelle Braugaststättenkost. Vom wahrhaft exzellenten Bier gibt es frisch gezapft bis zu sechs unterschiedliche Sorten – vom traditionellem Hellen bis zum modischen Pale Ale. Das Angebot wechselt natürlich auch öfters.
Das konstante Schaustück des Sortiments ist das Lager mit dem Stammwürzegehalt von 12°, dem man gleich den passenden Namen „Cult“ gegeben hat, und das man oben im großen Bild sieht. Zurecht beschreibt Brauer Šnajdr die Sache auf der Website so: „Ich halte tschechisches Lagerbier (Ležák) schlichtweg für ein Phänomen, das für mich absolut unantastbar ist. Aus Respekt vor diesem Bier habe ich daher das Perron Cult 12, das ich zwei Jahre in meiner Hausbrauerei verbracht habe, als erstes auf den Markt gebracht. Dies ist ein klassisches tschechisches Lagerbier, das auf traditionelle Weise mit drei Maischen gebraut wird. Es ist die traditionellste und zugleich anspruchsvollste Art des Bierbrauens, die wir von unseren großen Braukunst-Vorvätern geerbt haben.“
Das ist alles schon super. Aber mit dem, was ist, gibt sich Šnajdr nicht zufrieden Natürlich nicht! Er will bald mit neuen Biersorten experimentieren, etwa das in Tschechien seltene Obergärige. Wer weiß, vielleicht gibt es hier bald sogar die Krönung des Biers im Angebot – ein süffiges Kölsch. Aber auch das mit dem nur im Sommer sinnvollen Biergarten und das mit der „fliegenden Brauerei“ werden nicht das letzte Wort sein. Denn längst wurde das zwischen Bahnhof und Biergarten liegende Gebäude einer ehemaligen Bahnhofsgaststätte erworben. Das ist arg baufällig und wird nun von Grund auf saniert. Das kann eine Weile dauern, bis das soweit ist, und solange wird die Außenwand zur Bahnhofseite noch als Werbefläche für den Biergarten benutzt. Doch bald soll hier eine vollumfängliche Braugaststätte mit allem Drum und Dran entstehen. Wenn man sieht, was Šnajdr schon mit minimalen Mitteln – „fliegende Brauerei“ mit Biergarten – auf die Beine kriegt, dann kann man es kaum noch erwarten, was da in Bälde an grandioser Bierkultur offeriert werden wird. Das Beste kommt noch! (DD)
Klingt schon nobel, der Name: Brauerei Marina (pivovar Marina). Marina, das klingt nach einem mediterranen Yachthafen. Und irgendwie stimmt das auch. Das Areal, in dem diese elegante und propere Brauerei liegt, ist ein positives Musterbeispiel für Gentrifizierung. Hier lag dereinst der Holešovicer Hafen (Holešovický přístav) , der Ende des 19. Jahrhunderts angelegte Moldaufrachthafen Prags, der sich in den 1990er Jahren aber als unrettbar unrentabel erwies und geschlossen wurde. Danach kam Verfall und sozialer Niedergang für das ganze Stadtviertel.
Aber die Uferpromenade ist schön. Es gab viel Potential für hochwertigen Wohn- und Büroraum. Die alten Fabriken um den ehemaligen Hafen konnten sich in schöne Lofts, Büros oder Studios umwandeln lassen. Es war daher kein Wunder, dass ab der Jahrtausendwende der Wiederaufstieg begann. Fast nirgendwo steigen seither Grundstückspreise so wie hier im Stadtteil Holešovice (Prag 7). Und tatsächlich wurden hier und am gegenüberliegenden Ufer in Libeň kleine Yachtanlegestellen und Clubs angelegt, gesäumt von riesigen modernen Wohn- und Bürokomplexen mit Flusssicht und alten pittoresken Überbleibseln der Hafenarchitektur. Das Ganze hat tatsächlich den Flair einer Marina am Mittelmeer (jedenfalls, wenn die Sonne scheint).
Und in genau solch einem alten pittoresken Hafengebäude, genauer in einer frisch umgebauten und renovierten alten Zollstation aus dem späten 19. Jahrhundert eröffnete am 13. Februar 2013 Besitzer Carlo Gojka seine neue Brauereigaststätte. Das mit großzügig zugeschnittenen Räumlichkeiten ausgestattete Gebäude im historisierenden Jugendstil mit seinem gemütlich wirkenden Fachwerk wirkte nun so, als ob es nie für einen anderen Zweck gebaut worden wäre. Und dazu gibt es noch einen Vorplatz, auf dem ein schicker Biergarten aufgebaut wurde, der im Sommer einfach unschlagbar sein muss. Der Kontrast zu den modernen Luxushochhäusern erhöht das mediterrane Gefühl dabei eher.
Das üppig dimensinierte Gebäude ist sehr lang und verfügt über zwei Flügel, zwischen denen die Küche und die eigentliche Brauanlage liegt. Das ermöglichte die Aufteilung des Komplexes in zwei verschiedene Gastbetriebe. In der nördlichen Hälfte gibt es ein italienisches Restaurant, das recht nobel ausgestattet ist (Bild links). Zum Zeitpunkt unseres Besuchs war es aber geschlossen. Diese Räumlichkeiten können auch für Hochzeiten oder andere private Events gemietet werden. Und interessiert aber hier primär die eigentliche Brauereigaststätte im südlichen Teil des Gebäudes.
Betritt man die, so fallen erst einmal die großen und glänzenden Braukessel aus Kupfer hinter dem Thekenbereich auf (großes Bild oben). Die sind aber mehr Staffage, weil diese altertümlichen Kessel schicker aussehen, als moderne Edelstahlkessel. Die findet man hinter dem Gastraum und sie sind technisch State-of-art, wie es sich für eine Brauerei mit diesem Anspruch gehört. Womit wir beim Bier sind.
Das Bier wird vor Ort gebraut. Aber man „leiht“ sich die Brauern von anderen bekannten Brauereien aus (was durchaus üblich ist), die dort aber spezielle Rezepte für die Pivovar Marina umsetzen. Bei der Eröffnung war dies Martin Vávra, der damalige Chefbrauer der bekannten Břevnov-Klosterbrauerei (Břevnovský klášterní pivovar), über die wir schon hier berichteten, der zuvor u.a. bei der Großbrauerei Staropramen gearbeitet hatte. Der gründete 2021 seine eigene Prager Kleinbrauerei namens Bad Flash. Seitdem braut im Marina Aleš Potěšil, der Vávra als Chefbrauer in Břevnov nachfolgte.
Es gibt meist vier Sorten im Angebot. Je ein Helles mit 10° und 12° Stammwürze, ein Weizenbier und ein Dunkelbier. Die Hellen fallen durch ihren mild-samtigen Gschmack auf und sind nicht überhopft. Man findet sie schon auf dem Bierdeckel des Hauses (Bild rechts) aufgelistet, bevor man die Speise- und Getränkekarte überhaupt aufgeschlagen hat. Und das Bier hier wird dem gehobenen Anspruch des Lokals voll gerecht.
Noch ein Wort zum Essen. Während es beim Italiener vornhmer zuzugehen scheint, liefert die Küche in der Biergaststätte die heute als klassisch geltende und weit verbreitete Speiseauswahl zur Begleitung des Biergenusses. Und das ist ein Mix aus den tschechischen Bierkellerspezialitäten, wie etwa der links abgebildete Tatarák und amerikanischen Klassiker wie Burger oder Chicken Wings. Alles grundsolide, für den Bierumtrunk absolut geeignet, lecker, aber vielleicht dann doch nicht ganz in der erwarteten Spitzenklasse angesiedelt.
Ja, und dann sind da noch die Räumlichkeiten selbst. Für die Einrichtung hat man unter anderem die Deckenbalken des alten Fachwerkhauses freigelegt. Obwohl alles sehr großräumig ist, wirkt durch das Dachgebälk und die Holzvertäfelungen die Braugaststätte außerordentlich gemütlich und behaglich. Und das, ohne dabei in traditionellen und überladenen Bierkellerkitsch zu verfallen. Geschmackvoll modern eben. Genauso, wie man es erwarten darf. Und wie es in das neue Holešovice und die neu erstandene Marina an der Moldau passt. (DD)
Ein Bierkenner kommt nicht nach Prag, um irgendein urquelliges Industriebier zu trinken. Der Experte kennt sich in der Unzahl der lokalen Kleinbrauereien aus, die zeigen, was tschechische Braukunst zu leisten vermag. Aber der wirkliche Top-Experte kennt sogar die Kleinstbrauereien, von denen nicht einmal der Experte für Kleinbrauereien je gehört hat.
Wie zum Beispiel die Winzbrauerei Zbraslavská koza (übersetzt: Zbraslavsche Ziege) in der Kaškova 659/0 im etwas abgelegenen südwestlichen Stadtteil Zbraslav (Prag 16), deren Logo – wie der Name nahelegt – eine putzige kleine Karikatur einer Ziege ist. Und die ein ausschließlich von Frauen betriebenes Unternehmen ist. Das ist gleichermaßen emanzipiert modern und traditionell. Denn vor dem Aufkommen von Großbrauereien im 19. Jahrhundert braute sich fast jede Hospoda im Hinterraum ihr eigenes Bier und das Brauen besorgte dann fast immer die Frau des Wirtes. Heute ist das Brauen insgesamt eine Art Männerdomäne geworden. Aber so muss es ja nicht sein! Und hier in Zbraslav ist es so auch nicht!
Also zurück zur Brauerei Zbraslavska koza. Die gehört Hana Křenková (im Bild rechts im roten Sweater bei der Kundenberatung), die sie zusammen mit ihrer Tochter Dominika (die sich auch um die Publicity in den sozialen Medien kümmert) betreibt. Beide (siehe hier Seite 16) haben nie eine reguläre Ausbildung als Brauer genossen, sondern sind Autodidakten. Der Bierqualität schadet das nicht. Im Gegenteil: Das Bier dieser Brauerei kann sich mit jedem anderen Profibier mit Leichtigkeit messen. Wie gesagt: Für den Top-Kenner ein Muss. Aber ganz aus dem Nichts kam die Expertise auch nicht. Hier in dem kleinen und unscheinbaren Haus der Brauerei eröffnete nämlich 1936 der Urgroßvater von Hana Křenková, Antonín Černý (nach dem das Haus U Černých benannt ist), ein ehemaliger Küfer bei der großen Staropramen-Brauerei, eine kleine Dorfkneipe mit Bierladen und Abfüllanlage, die dann zuerst an Sohn Karel ging, der sie wiederum an Enkel Antonín vererbte. Das mit dem Bier lag irgendwie in der Familie.
2014 revitalisierte Hana Křenková das Biergeschäft, das zunächst nur gelegentlich für die Nachbarschaft aufmachte, dann aber immer erfolgreicher wurde, bis man 2017 beschloss, es auch mit dem Brauen zu versuchen. Wer den sich lohnenden Weg hierher findet wird zunächst einmal zwei Dinge vermissen. Erstens: Es ist keine Kneipe und man sieht auch keinen Ausschank. Tatsächlich gibt es nur zwei kleine Verkaufsräume. Zweitens: Man sieht keine Brauanlage. Dafür ist die Kleinstbrauerei noch zu klein. Die Zbraslavská koza ist ein Beispiel für eine sogenannte Fliegende Brauerei (Létající pivovar). Das ist ein neuerer Trend in Tschechien. Begabte Bierbrauer schaffen sich keine teueren eigenen Apparaturen an, sondern nutzen Leerlaufzeiten existierender Brauereien, um dort (gegen vergleichsweise geringe Gebühr) ihre eigenen Bierrezepte realisieren zu können.
Mutter und Tochter Křenková brauten ihr Bier zunächst in der Anlage der 2012 gegründeten Familienbrauerei Zichovec in der nordwestlich gelegenen Ortschaft Louny, seit einiger Zeit wird es aber in der 2018 gegründeten Brauerei Hulvát im südböhmischen Truskovice hergestellt – ebenfalls ein Familienunternehmen, aber – da es sich bei den Betreibern um zwei Brüder handelt – rein männlich geführt. Wieder in Zbraslav, wird das frisch gebraute Bier dann in große PET-Flaschen gefüllt, die mit dem liebevoll gestalteten Ziegen-Etikett (mit Frischedatum) beklebt werden. Es gibt im Laden meist zwei Sorten Helles Bier, eines mit 11° und eines mit 12° Stammwürze. Aber es gibt ab und an auch Sondereditionen, wie zum Beispiel ein Weihnachts-Ale. Die kann man natürlich im kleinen Laden in Zbraslav (und bei immer mehr Straßen- und Stadtfesten in der Umgebung) kaufen. Seit neuestem gibt es sogar die Möglichkeit, sich Bier im Laden zapfen zu lassen! Noch ein Grund, mal hinzugehen!
Ist man erst einmal im von außen unauffälligen Laden selbst, hört man mit dem Kaufen sowieso nicht auf, denn neben dem eigenen Bier kann man hier auch Unmengen von Biersorten kaufen, die ebenfalls von Klein- und Kleinstbrauereien stammen, und die man sonst nur selten in dieser Häufung findet. Hier dringt man in die Tiefen der tschechischen Bierkunst ein. Und das Ganze kommt an. Mittlerweile gibt es sogar Merchandize in Form von Zbraslavská koza-T-Shirts zu kaufen. Es fängt vielleicht klein an: Aber Frauen-Power zeiht wieder ins Biergeschäft ein! Man würde sich nicht wundern, wenn man bald auch über Zbraslav hinaus von den Damen Křenková und ihrer Fliegenden Ziegenbrauerei mehr hören würde. (DD)
Nachtrag Dezember 2022:Seit dem Frühjahr 2022 hat aufgrund der Folgen der Covid-Maßnahmen der Regierung das hier beschriebene Cheesus Crust leider seine Pforten in Vinohrady geschlossen. In kleinerem Umfang wird es jetzt fernab vom Zentrum in der V Šáreckém údolí 764/1 in Dejvice (Prag 6) betrieben. Die Qualität ist immer noch super und auf vielen Straßenfesten kann man immer noch das Streetfood der Betreiber genießen. Aber leider ist das Ganze jetzt ein wenig abgelegen… 😦
Ja, die sich nahenden Weihnachtstage sind die Zeit, in der man der Geburt von Jesus Christus gedenkt. Aber nicht deshalb geht es heute um das amerikanische Restaurant Cheesus Crust, dessen Name ja gerade in dieser Saison zu irritierenden Verwechslungen einladen könnte. Denn nicht nur der Name ist bis zum Punkt des leicht frivolen originell, sondern vor allem das, was man hier kulinarisch und in Sachen Ambiente geboten bekommt.
Um das zu genießen, muss man in die Záhřebská 634/13 im Stadtteil Vinohrady gehen. Hier öffnete das Bistro im American Style im Mai 2021 seine Tore. Der Gründer war in der kulinarischen Szene schon lange kein Unbekannter mehr: Erik Zlámal. Der hatte eine zeitlang sogar die Regionale Leitung von Starbucks in ganz Tschechien und Südpolen unter sich. Danach leitete er Tschibo in ganz Tschechien. Bei solch einem Lebensweg stellt man sich irgendwann die Frage, ob man Karriere machen will, oder ob es einem um das Essen und die Kochkunst geht. Zlámal entschied sich für kreative Kulinarik. Unter dem Firmennamen Take Eat EZ American BBQ & Deli machte er 2016 einen Lieferservice auf und betrieb einem Foodtruck (mit Räucherwagen als Anhänger), der ihn auf allen Straßen- und Uferfesten der ihn bereits zur Legende machte. Bei Foodtruck-Wettbewerben gewann er immer wieder Preise. Mit Ehefrau Petra zog er so durchs Land. Vor allem auf Open-Air-Rock- und Pop-Festivals wurden die beiden als Sensation gefeiert. „Auf dem Festival kamen die Leute ruhig sogar dreimal am Tag zu uns“, sagte vor einiger Zeit rückblickend der Presse.
Und die Presse lobte ihn nun zurecht, dass er den Mut aufgebracht hatte, noch während der Covid-Pandemie sein neues nicht-fahrbares Restaurant zu eröffnen, als es die Regierung geradezu leidenschaftlich darauf anlegte, Gastronomiebetriebe zu piesacken. Das scheint man auch sonst zurecht zu honorieren. Restaurant und Lieferservice/Foodtruck sind übrigens unter seiner Dachfirma Wod & Rest zusammengefasst.
Und dann kam dazu die köstlich-blasphemische Idee, das neue Restaurant Cheesus Crust zu nennen. Man denkt das gleich an Jesus Christ Superstar. Aber es geht um die käsigen Krusten (Cheese Crust) und krustigen Käse, die man zum Beispiel bei denn unzähligen Varianten an Burgern findet, die man hier bestellen kann. Der Name als solches ist eine Idee, die es zugegebenermaßen schon in Amerika gab, sich dort aber nur auf die typische Pizza mit Käserand bezog. Hier in Prag versteht man es, sehr originelle Käsekrusten auch in andere Spezialitäten einzubauen, inbesondere in Burger.
Bei den Burgern zum Beispiel. Im Burgergewerbe, das ja in den letzten Jahren einen qualitativen Höhenflug durchgemacht hat, brilliert das Cheesus Crust, aber nicht nur dort. Alles, was Southern Style oder sonstwie traditionell amerikanisch ist, gibt es in fulminanter Auswahl. Sandwiches (oft mit Pastrami), Ribs, Chicken Wings. Die Karte ist ständig im Fluss. Selten findet man noch das, was es vor zwei Wochen noch gab. Daran merkt man, dass hier kreative Handarbeit und keine normierte Produktion am Werke ist. Alles ist immer frisch gemacht! Spezielle Festtage erfordern spezielle Gerichte, etwa den Truthahn zum Thanksgiving, die Kürbis-Kokosnuss-Suppe für Halloween oder die Gans zu Sankt Martin, die in Form eines Riesenburgers namens Goostav Husa einherkommt -nach Cheesus Crust wieder ein ikonoklastisch verballhornter Namen, anspielend auf den ehemaligen kommunistischen Staatschef Gustav Husák (Anm.: das tsch. Wort „Husa“ heißt im Dt. „Gans“).
Am Wochenende veranstaltet man leckere Brunches, wobei ab und an (also nicht immer) das von Elvis Presley so geliebte Erdnussbutter-Banane-Bacon-Sandwich serviert wird, eine Kalorienbombe, deren regelmäßiger Genuss erklärt, warum der große Sänger nur 42 Jahre alt wurde. Leider haben wir immer den richtigen Zeitpunkt verpasst, um dieses Sandwich genießen zu können. Gibt es nämlich nicht immer. Aber wir versuchen es immer mal wieder. Aber auch, wenn er mal nicht im Angebot ist, gibt es Frühstücke (Beispiel im Bild links), die reichhaltig an Genusspotential und Kalorien sind.
Und zum guten Essen gehört natürlich auch gutes Trinken. So gut amerikanisch hier die Esskultur ist, beim Bier hört der Spaß auf. Das geht nur lokales tschechisches Bier, und zwar nicht irgendeines. Das Bier im Cheesus Crust stammt von der bekannten, nördlich von Prag gelegenen Kleinbrauerei Únětický pivovar, über die wir bereits hier lobend berichteten. Aber man kann auch amerikanische Whisky oder äußerst originelle hausgemachte Kalt- und Heißgetränke (zu Halloween z.B. den Kürbis Latte) jeder Art probieren. Und natürlich auch Cocktails wie diese exzellente Bloody Mary, die passend zum Gesamtangebot mit einem schönen Stück Gebratenen Speck garniert ist…
Das ganze kann man im Sommer draußen an gemütlichen Holztischen genießen oder drinnen im kleinen Gastraum. Man kann sich natürlich auch etwas liefern lassen oder ein Take-away mitnehmen (was in covid-Zeiten immer häufiger der Fall ist). Aber dann verpasst man die urige Gaststube, die dem Besucher noch einmal vor Augen führt, dass es sich um einen echten tschechischen Familienbetrieb im „American style“ handelt. Die Tocher von Ehepaar Zlámal hat wohl die gemalten Wanddekorationen erschaffen, die die holzgetäfelten (daher gemütlich wirkenden) Wände zieren.
Wer meint, amerikanische Populär-Küche könne nicht originell, hyperdelikat und vielseitig sein, der kann sich außerhalb Amerikas wohl nirgendwo mehr eines Besseren belehren lassen als hier. Möglicherweise nicht einmal in Amerika selbst…Das Cheesus Crust ist ein Hort der Kreativität und gehört – vergleichbar mit dem ganz in der Nähe gelegene Burger-Restaurant Kaiser Franz (wir berichteten hier), das auch aus einem Foodtruck-Stand hervorging – zu den absoluten Top-Adressen in Sachen Burger und Co.! Guten Appetit! Enjoy your meal! Dobrou chuť! (DD)
Im späten 19. Jahrhundert entstand so etwas wie eine moderne Stadtverwaltung und Stadtregierung in Prag. Sie bemühte sich um die Versorgung der Bürger mit den notwendigsten Dingen, wie zum Beispiel sauberes Wasser. Aber welcher Tscheche trinkt schon Wasser? Also kamen die Stadtväter 1895 in der damals noch nicht zu Prag gehörenden Stadt Holešovice (heute Prag 7) auf die Idee, man müsse doch das Bierbrauen stärker unterstützen. Dem verdanken wir ein schönes Stück Architektur im Stadtteil, aber ansonsten zeigte sich mal wieder, dass gut gemeinte Staatseingriffe nicht immer nur Gutes bewirken…
In jenem Jahr beschloss der Rat, dass mit seiner Unterstützung eine (immerhin private) Aktiengesellschaft eingerichtet werden solle, damit es endlich eine richtige Großbrauerei geben möge. Und so konnte 1897 die riesige Bürgerbrauerei (měšťanský pivovar) auf einem für andere Brauereien unerschwinglich großen Areal von 36.000 Quadratmetern an der U Průhonu 800/13 (Ecke Komunardů) eröffnet werden.
Die Unternehmensleitung übertrug man Karel Vendulák, der bereits in der Altstadt die Brauerei U Medvídků (Zum Bärchen) besaß, über die wir hier schon berichteten. Man sieht heute noch an dem großen Schornstein (Bild rechts), wie industriell hier nun das Braugewerbe betrieben wurde. Schon im ersten Jahr konnte der Betrieb 56.000 Hektoliter vom guten Gerstensaft verkaufen, das sich 1914 schon auf 160.000 Hektoliter steigern ließ. In den Bilanzen las sich das auch gut, aber als Nebeneffekt gingen fast sämtliche kleinen Brauereien im Orte (meist nur Kneipen, die im Hinterraum brauten, was sie ausschenkten), von denen es bis dato viele gab, pleite.
In der Ersten Republik exportierte man sogar kräftig ins Ausland – bis hin nach Chicago. 1948 erfolgte die nächste Stufe der Staatsintervention. Die Brauerei wurde von den Kommunisten verstaatlicht und einem großen staatlichen Brauereiverband unterstellt. Gleichzeitig wurden noch mehr kleine Brauereien in Holešovice, in Prag, im ganzen Land gewaltsam geschlossen. Dadurch stieg der Output der nunmehr Pražské pivovary (Prager Brauereien) genannten Měšťanský pivovar (trotz des Verlustes kaufkräftiger westlicher Märkte) noch einmal auf 400.000 Hektoliter pro Jahr. Allerdings waren sich alle Bierfreunde des Landes einig, dass die Qualität merklich schlechter wurde – es gab ja schließlich auch keine Konkurrenz mehr, die Anstrengungen zur Geschmacksverbesserung hätte antreiben können.
Der Kommunismus landete 1989 auf dem Müllhaufen der Geschichte. Die Brauerei wurde nun privatisiert und 1990 vom englischen Traditionsbrauer Bass übernommen. Der modernisierte den durch Staatswirtschaft heruntergekommenen Laden. So war die Brauerei die erste im Lande, die Mitte der 1990er Bier in modernen Stahlfässern lieferte. Das nutzte aber nichts. Der vorherige Imageschaden war zu groß. 1998 wurde die Produktion von Bier hier eingestellt. Und der Stadtteil Holešovice weist – als Langzeiteffekt der Staatsintervention – immer noch eine der geringsten Dichten an Kleinbrauereien in Prag auf (Ausnahme hier).
Aber immerhin gibt es noch den großangelegten Gebäudekomplex. Mälzerei, Brauerei, Kornkammer, Maschinenraum, Verwaltungsgebäude – sie sind alle noch erhalten. Entworfen wurden sie in einem Guß von den Architekten Josef Bertl und Otakar Bureš (siehe auch hier), die dabei in einem geradezopulenten Historismus schwelgten.
Heute sind hier unzählige Büros und sogar eine Arztpraxis angesiedelt. Alles wurde luxuriös renoviert und ist schön anzuschauen. Die Atmosphäre kann man in eine Café mit Außengastronomie bewundern. Man betritt des Hof der dem Stil der böhmischen Renaissance nachempfundenen Gebäude durch einen herrlichen, einer Burg ähnelnden Toreingang mit putzig bezinnten Türmchen. Das hat was! Heutige Industriearchitektur strahlt in den meisten Fällen nicht nicht mehr solch eine gediegene Kultiviertheit aus. Immerhin hat so der Ratsbeschluss von 1895 auch etwas Positives hinterlassen.
Und überall sieht man das Prager Stadtwappen und Insignien, die alten Zunftzeichen der Brauer nachgebildet sind. Das gilt nicht nur für die Außenfassaden, sondern auch für die Innenräume, wo sie zum Teil noch mit neo-barockem Stuckwerk umgeben sind (Bild rechts aus der Arztpraxis). An der Ausstattung hat man damals jedenfalls nicht gespart. Und dass hier kein Bier mehr gebraut wird, muss niemanden erschüttern. Die Befürchtung von 1895, dass ohne öffentliche Intervention den Pragern das Bier ausgehen könnte, hat sich nicht bewahrheitet. Das Prager Brauereiwesen ist auch so immer noch äußerst lebendig! (DD)
Ja, es sieht auf den ersten Blick ein wenig nach Maschinenhalle aus. Aber es ist sorgfältig designt und soll ein wenig an amerikanischen Retro-Look erinnern Und es ist richtig cool. Schaut man sich im Publium um, merkt man, dass man alt geworden ist. Der Brauereiausschank Dva Kohouti (Zwei Hähne) ist nämlich ohne Zweifel das Paradies für die Jungen und die Hipsters im Stadtteil Karlín. Selten sieht man einen Laden, der so brummt.Und außerdem erinnern die gleißenden modernen Braukessel daran, dass man hier zurecht frischen und exzellenten Gerstensaft erwarten darf.
Karlín – das war einmal ein etwas heruntergekommenes Industrie- und Arbeiterviertel. Das änderte sich recht abrupt durch das Hochwasser von 2002. Das richtete (wegen der ungünstigen Lage an einer Moldau-Uferebene) so ungeheuere Schäden an, dass man von der Pike an kräftig wiederaufbauen und renovieren musste. Alles erstrahlte danach in neuem Glanz. Und Dank der schönen alten Altbauten (viele Jugendstil!) wurde es darob so richtig gentrifiziert. Nicht jedermann kann sich mehr leisten, hier zu wohnen. Das veränderte wiederum die Kneipenkultur des Viertels. Denn genau deshalb, weil Karlín nun das hippe und leicht alternative Trendviertel wurde, bedurfte es auch einer authentisch dazu passenden Szenekneipe.Und mit dem im Dezember 2018 eröffneten Dva Kohouti in der Pobřežní 81/32 hat das Publikum sie nun zweifellos gefunden!
Das verdanken wir dem Brauunternehmer Adam Matuška, der auch Mitbesitzer der kleinen, aber bereits landesweit bekannten, Familienbrauerei Matuška (Pivovar Matuška) ist, die 2009 von seinem Vater Martin Matuška im 30 Kilometer westlich gelegenen Ort Broumy gegründet wurde. Die ist mittlerweile ein Star der Kleinbrauerei-Szene. Diese Herkunft verpflichtete zu Qualität. Adam Matuška tat sich dazu mit dem Super-Profi-Zapfer Lukáš Svoboda zusammen, der es zuvor im Jahre 2017 sogar zum offiziellen Weltmeister im Pilsner-Zapfen gebracht hatte – eine Meldung, die damals landesweit Schlagzeilen machte.
Der eine kümmert sich um das Bier, der andere um die Organisation des Ausschanks. Das hat sich schon in dem Logo niedergeschlagen, ein diagonal in eine rote und blaue Hälfte aufgeteilter Kreis mit dem Namenszug. Sonst nichts. Das „warme“ Rot symbolisiert die Hitze des Brauens (das tschechische Wort dafür ist vařit, was soviel wie kochen bedeutet). Das „kalte“ Blau steht für den Ausschank bzw. das Zapfen des nunmehr kalten Getränks. Ausgedacht hat sich das die bekannte Agentur Studio Najbert. Das Logo ist einprägsam und sieht modern aus. Weil es rund ist, passt es auch gut auf den werbewirksamen Bierdeckel (Bild oberhalb links).
Das Konzept dem Dva Kohouti sieht zunächst so simpel aus, wie die spartanisch anmutende Einrichtung auf glänzendem Metall und einfachen Holzbänken- und -tischen. Aber es ist hochprofessionell. Anspruch ist es, das Bier, das morgens gebraut ist, ultrafrisch schon am Nachmittag zu servieren. Dazu wurde unter Svobodas Anleitung eine große Zapfanlage an der langen Theke entwickelt, die 9 Zapfhähne hat und zum Industriedesign des ganzen Lokals passt. Hier wird mit Power gezapft.
Und Svobodas Zapfmanagement ist eines der Erfolgsgeheimnisse der Braugaststätte. Innen im Saal gibt es rund 100 Sitzplätze, aber das sagt gar nichts über den Bierkonsum aus, denn die Gäste stehen auch in Massen mit ihrem Bier in der Hand und unterhalten sich köstlich. Der Laden ist normalerweise zum Bersten voll. Aber niemand muss lange auf sein Gezapftes warten. An der langen Zapftheke ist alles arbeitsteilig organisiert – erst Bestellung machen und Coupon bekommen, Coupon abgeben, Bier wird gezapft und am Ende hat der Gast ein neues volles Glas in der Hand. Ruckzuck geht das. Selbst wenn lange Schlangen warten. Ja, Bierlogistik muss gekonnt sein!
Kommen wir zum Bier selbst: Dafür hat Adam Matuška den Brauer Lukáš Tomsa angeheuert, der sich für das stets angebotete eigene Hausbier Místní Pivo (das heißt übersetzt ungefähr „örtliches Bier“) verantwortlich zeigt. Das ist ein sehr angenehm samtiges Lagerbier. An besonderen Feiertagen wird noch eine Spezial-Hausmarke hinzugefügt. Darüber hinaus bietet das Dva Kohouti zusätzlich immer etliche Biere aus dem Sortiment der (ja irgendwie familär verbundenen) Brauerei Matuška, die wir bereits oben erwähnten. Und dann gibt es immer wieder temporär angebotene Biere aus richtigen kleinen, aber kultigen Kleinstbrauereien. Diese Mischung aus Kleinbrauerei und Craft Beer-Kneipe macht die Dva Kohouti zum Renner. Es gibt immer Abwechslung.
Effizienter wird die Bierausschänkerei, die voll mit der Trinkgeschwindigkeit mithält, durch den Verzicht auf Nebensächliches. Essen zum Beispiel. Das gibt es hier nicht. Nicht einmal ein Tütchen Erdnüsse können Sie hier bestellen. Das heißt, sie können es bestellen, aber Sie bekommen keins. Vom Bierhaus-typischen Gulasch mit Knödeln ganz zu schweigen. Normalerweise wäre das absatzschädigend, weil man ohne Zwischensnack auch weniger trinkt, was nicht im Interesse einer Brauerei sein kann. Aber keine Sorge: Auch dieses Problem wurde Dank geschickter und professioneller Arbeitsteilung gelöst. Dazu muss man sich die Sache aber von außen anschauen.
Das Dva Kohouti ist nämlich in einem hufeisenförmigen Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert untergebracht. Dadurch hat es einen schönen abgeschlossenen Innenhof. Wenn die sonnigen Jahreszeiten einsetzen, können hier noch einmal rund 150 Gäste auf einer Holzbank an einem Holztisch sitzen. Aber natürlich gibt es auch hier die vielen Stehtrinker, sodass auch hier alles bald proppenvoll ist. Und gegenüber am Hof findet man eine kleine Gaststätte namens Bufet. Drinnen kann man einkehren, weil es ein Restaurant mit gehobener tschchischer Küche ist. Zugleich gibt es aber auch kleiener Imbisse, die zur Straße außen hin sogar durch Fenster gereicht werden. Warum gräbt das Restaurant, in dem auch Dva-Kohouti-Bier servert wird, dem Dva Kohouti nicht das sprichwörtliche Wasser ab? Richtig! Das Ganze – Brauerei und Restaurant gehören ein- und demselben Besitzer, der Gastronomiegruppe Ambiente, die sich auf innovative Kneipen- und Restaurantformate spezialisiert hat.
Und dann ist da noch der Zusatzvorteil eines schönen Innenhofes. An besonderen Tagen (meist Wochenenden und Feiertage) gibt es hier lustige Feste und Parties. DJ treten auf, aber auch Live-Bands. Dann wird die Kulinarik-Palette noch einmal um exotische Food-Trucks bereichert. Wir sind auf das Dva Kohouti in jenem günstigen Moment, als kürzlich das große Oktoberfest stattfand. Dös war a b’suffane Gaudi! Viel Umpa-Musik und Tschechen als das verkleidet, was sie so als Bayern wahrnehmen. Und das in Zeiten, da der unsägliche Ministerpräsident in Bayern dafür gesorgt hat, dass das Oktoberfest im Ursprungsort München dieses Jahr wegen Covid-Panik nicht stattfinden durfte. Münchner, wenn ihr noch richtig feiern wollt, kommt nach Prag!
Was dann neben einem Bierzelt aufgefahren wurde zur Stärkung von Leib und Seele, konnte sich sehen lassen. Es wurde von Brauer Tomsa zum Tage ein besonderes Festbier gebraut, das sich in keiner Weise vor dem verstecken musste, was man in München auf der Wiesn serviert bekommt. Und es wurde, wiederum professionellst organisiert, ein Fressstand mit echt authentischen bayerischen Spezialitäten u.a. wie Leberkäse, Brezeln (eine Rarität in Prag!) oder Bratwurst.aufgebaut Auf dem Photo links sieht man das Festbier mit einem herrlich aromatischen Obazda und einer Currywurst. OK, letztere ist nicht wirklich eine bayerische Spezialität, aber immerhin deutsch. Und richtig lecker war sie. Man sieht, Deutschland kriegt auf breiter Front Konkurrenz in Prag!
Keine Frage: Das Dva Kohouti ist eine Top-Adresse, wenn man sich im hippen Stadtteil Karlín mal so richtig gut amüsieren will. Die coole Ausgesaltung des Gastraums (nur aufgelockert durch die in einer Ecke neben der Theke versteckte lustige Karikatur zweier Hähne – Kohouti), das Bier, die Stimmung – das Dva Kohouti hat sich durch Qualität und gutes Management den Kundenzuspruch wohl verdient. (DD)