Hundestadt und „Sittenverfall“

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Nirgendwo gibt es auf die Bevölkerung umgerechnet so viele Hunde wie in Tschechien. Das Land liebt die treuen Vierbeiner wie kaum ein anderes. Auch Prag ist deshalb eine wahre Hundestadt. Nirgendwo sonst wurden Hunde so liebevoll durch Literaten gewürdigt – Karel Čapeks amüsantes Buch über seinen jungen Foxterrier Dašenka oder Jaroslav Hašeks berühmter „Soldat Švejk“, der ja von Haus aus nicht Soldat, sondern Hundehändler ist, seien stellvertretend hier genannt.

Hat man selbst einen Hund und geht mit ihm durch die Stadt „Gassi“ merkt man es gleich. In allen Parks und Grünanlagen gibt es Hundeauslaufgebiete, wo Hunde ohne Leinenzwang miteinander toben können. Laufen sie dann mal in eine Kindergruppe hinein oder über ein Picknick hinweg, hört man höchsten amüsiertes Lachen – und nicht das etwa in Berlin übliche „Tun Sie Ihren Hund da weg“ oder „Ich rufe gleich die Polizei!“ Ob ihrer Freiheit sind die Hunde auch meist so entspannt, dass nie etwas passiert. Hunde werden auf der Straße von wildfremden Menschen geknuddelt. Manchmal gibt es sogar einfach ein Leckerli.

Soviel Hundeliebe hat auch ihre Nebenwirkungen. Bei den Hunden kann die damit verbundene Erwartungshaltung zu einem gewissen Sittenverfall führen. Unbekannte Menschen werden mit treuem oder leicht aufsässigem Blick schnell einmal angebettelt. Schließlich klappt das ja oft mit dem Leckerli. Das ist schon ein wenig peinlich für den Hundebesitzer.

Hier sieht man zum Beispiel Miniature Bullterrier „Ace“ (hinten), der gerade von seinem Frauchen ein Leckerli bekommt. Lady Edith (vorne) hat sich gleich einfach mal dazugesetzt und sich Hoffnungen gemacht. Ziemlich frech, wie wir fanden … (DD)

Ein Gedanke zu “Hundestadt und „Sittenverfall“

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