Dynamischer Mann der Kirche

Er gehörte zu den großen Persönlichkeiten der Geschichte des Kollegiatskapitels auf dem Vyšehrad: Mikuláš Karlach. Kein Wunder, dass er vor Ort mit einem Denkmal geehrt wurde.

Karlach hatte schon früh großes Organisationstalent bewiesen, bevor er 1871 Domherr auf dem Vyšehrad. Er hatte Krankenhäuser bauen lassen, Aufforstungsprogramme und Fluthilfen organisiert Und vieles mehr. Als Domherr und dann ab 1902 als Probst legte er einen dynamischen Veränderungseifer an den Tag, der das Kirchenareal grundlegend verbessern sollte. Er vergrößerte den Nationalfriedhof, ließ an Stelle der kleinen Barockkirche die große neogotische Basilika St. Peter und Paul (1903) vollenden. Er baute eine Druckerei auf und gab wichtige katholische Zeitschriften heraus. Er schaltete sich in die Politik ein und wurde Stadtrat (wo er sich für die Fusion des Vyšehrad mit Prag einsetzte) und sogar Abgeordneter des Landtags. Schon als Domherr war er auch Banker geworden, als Gründer und Vorstand der Heiligen Wenzels Sparkasse (Svatováclavská záložna), einer Kreditgenossenschaft, deren Pleite und Streichung aus dem Handelsregister (1910) sein Image (aber nur für eine kurze Weile) ankratzte. Es kann aber schließlich nicht alles gelingen.

Und auf dem Vyšehrad hinterließ er aber auch noch eine bleibende Spur. In den Jahren 1890-91 ließ er neben Basilika und Nationalfriedhof einen großen Park mit schönem Baumbestand anlegen. Als Karlach 1911 starb, benannte man ihn umgehend in Karlach Park (Karlachovy Sady) um. Er ist allerdings erst seit 1954 für die Öffentlichkeit zugänglich und wird seither von Ausflüglern auf dem Vyšehrad gerne angenommen. Als sich das 100. Jubiläum der Einweihung der von ihm initierten neogotischen Basilika näherte, wollte man ihn hier noch einmal richtig ehren, und zwar mit einem Denkmal.

Dazu beauftragte man den Bildhauer Pavel Malovaný. Der machte sich ans Werk und schon im Juni 2000 konnte Erzbischof Miloslav Kardinal Vlk von Prag den Grundstein segnen. Und rechtzeitig zum Basiliken-Jubiläum wurde dann das Denkmal für Karlach in Anwesenheit des damaligen tschechischen Präsidenten Václav Klaus am 29. Juni 2003 enthüllt. Die Denkmalstatue zeigt Karlach in leicht abstrahierter Form und konzentriert sich auf das wesentliche am Charakter des Probstes. Man sieht Karlach im Priestergewandt und mit Birett auf dem Kopf eilig und recht dynamisch in Richtung jener Basilika streben, der er erbauen ließ – anscheinend mit den Bauplänen in der Hand. Das ist ein fast schon augenzwinkerndes Kompliment an einen Menschen, der unermüdlich viel bewirken wollte und viel bewirkt hat. (DD)

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