Auf den Spuren von Bohumil Hrabal IV: Die Papierpresse

Als einer der ganz großen tschechischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts war Bohumil Hrabal immer auch ein akurater Beobachter der seelischen Narben, die die Schrecken des doppelten Totalitarismus – Nationalsozialismus und Kommunismus – bei den Menschen hinterließen.

Die Gedenktafel an dem eher unscheinbaren vierstöckigen Gebäude in der Spálená 79/10 (Neustadt) erinnert daran, dass dabei sehr viel eigene und leidvolle Erfahrungen einflossen. Einer von Hrabals bedeutendsten Romanen, Allzu laute Einsamkeit (Příliš hlučná samota) von 1976, verdankt wohl seine Existenz der Tatsache, dass er hier in der Spálena vin den Zeiten des Kommunismus in einem großen Betrieb für Materialverschrottung (sběrné suroviny) abrbeiten musste. Dank der Nazis hatte er sein 1935 begonnenes Studium erst 1946 abschließen können. Und unter den Kommunisten, die letztlich nur real-sozialistische Propaganda gelten ließen, wurde der Einstieg in die lange geplante Schriftstellerkarriere für einen originellen und widerspenstigen Geist wie ihm schwierig. Erst 1963 setzte er seinen Beschluss um, von der Schriftstellerei zu leben. Vorher übte er etliche Jobs aus, um zu überleben. Unter anderem wurde er Fahrdienstleiter bei der Bahn, was ihn 1966 zu der grotesk-düsteren Geschichte Reise nach Sondervorschrift, Zuglauf überwacht (Ostře sledované vlaky) anregte.

Und dann folgte die Episode, an die die Gedenktafel in der Spálena (großes Bild oben) erinnert. Die Inschrift lautet übersetzt: „In diesem Haus des ehemaligen Geländes der Firma für Altmaterialsammlung fand der Schriftsteller Bohumil Hrabal, der hier 1954-1959 als Altpapierpacker arbeitete, die Inspiration für das Buch Allzu laute Einsamkeit.“ Mit ihrem Regierungserlass vom 8. März 1949 Nr. 88/1949 hatten die Kommunsiten in Prag die Altmaterialsammlung und -wiederverwertung systematisiert und (staatlich) zentralisiert, weshalb in mehreren Stadtteilen solche Sammelzentren entstanden. Der angehende Schriftsteller musste hier nun Bücher und Zeitschriften mit einer Papierpresse zu transportierbaren Ballen zusammendrücken. Das machte Hrabal fünf Jahre lang, aber es inspirierte ihn zu dem erst 1976 erschienen Roman Allzu laute Einsamkeit (Příliš hlučná samota). Dort geht es um den einsam im Keller arbeitenden Papierpresser Haňťa, der allerdings schon 35 Jahre dabei ist. Dieser erzählerische Trick ermöglicht es Hrabal, einen längeren Geschichtsabschnitt aus der Perspektive eines einsamen und abgeschirmten Menschen zu schildern. Von der Geschichte einer Roma-Frau, die unter den Nazis im KZ verschwindet bis zur Buchzensur der Kommunisten erreichen den Protagonisten die Geschehnisse, die ihn immer pessimistischer und grübelnder hinterlassen. Die Figur des Hanta soll Hrabals Kollegen in der Papierpresse (er arbeitete also nicht so alleine wie die Romanfigur) namens Jindřich Peukert (auch Pojkrt) nachempfunden sein, den man wohl oft Heinrich Hajný oder eben auch Haňťa nannte. Aber eigentlich ist es der Schriftsteller Hrabal selbst, der hier seine meist dunklen Gedanken teilt. Der (möglicherweise) echte Peukert schien wesentlich extrovertierter zu sein, wenn man Hrabals Geschichte Baron Prášil von 1963 glauben darf, wo Peukert als Protagonist Zeitschriften aus der Presse mitgehen lässt, die er in der Tram den darob irritierten Passanten laut vorliest, und der heimlich Bücher vor der Presse rettet, um sie Antiquariaten zu verhökern.

Hrabal wendet in Allzu laute Einsamkeit eine Erzähltechnik an, die er im Tschechischen „pabít“ nennt, was in Deutsch oft „bafeln“ genannt wird. Alles ist nur der unendliche Gedankenfluss, der Geschichten in Sätzen verbindet, die sich manchmal über ganze Seiten erstrecken. Dabei spielt die Literatur, die er mit der Presse vernichtet eine zentrale Rolle, die alles verbindet. Im wesentlichen scheint es sich um Literatur zu handeln, die von den Kommunisten als unerwünscht betrachtet wurde. Haňťa macht es sich zur Gewohnheit. die Ballen zu zu arrangieren, dass außen auf dem Ballen immer besonders schöne oder widerständige Bücher aufgeschlagen sichtbar sind. Obwohl er sich nie am offenen Widerstand beteiligte (er unterzeichnete zum Beispiel nicht die Charta 77), war bei allen seinen Büchern klar, dass er unter der kommunistschen Herrschaft litt. 1975 erhielt er sogar zeitweilig ein Publikationsverbot, das erst teilweise gelockert wurde, nachdem er auf Druck des Regimes eine erniedrigende Selbstbezichtigung und Loyalitätsadresse veröffentlichte.

Deshalb schrieb Hrabal sein Buch wahrscheinlich schon 1976, traute sich aber erst 1989 (nach dem Ende des Kommunismus) es zu veröffentlichen. Obwohl gerade Allzu laute Einsamkeit ein besonders introspektiv geschriebenen Buch ist, zeigt sich gerade hier die ungeheure Beobachtungsgabe und Realitätswahrnehmung Hrabals. Die Orte der Handlung sind real und werden detailreich beschrieben. Und so muss man sich nicht wundern, dass das Gebäude der ehemaligen Altmaterialsammelstelle tatsächlich noch existiert, wenngleich es heute nicht mehr diesem Zweck dient. Derartige Betriebe sind heutzutage aus naheliegenden Gründen der Wahrung der Umweltqualität der Stadt eher am Stadtrand angesiedelt. In kommunistischen Zeiten (und auch davor) kannte man solche Bedenken noch nicht. In der Spálena 79/10 befinden sich heute Läden und Büros.

Man erkennt den ursprünglichen Zweck nicht mehr, zumal schon damals die Zufahrt von Lastwagen über den Innenhof eines Nebengebäudes erfolgte, und die Fassade zur Spálena schon immer wie die eines normalen Büroblocks wirkte. Erst wenn man durch die unscheinbare Haustüre und den dahinter liegenden Flur geht, kommt man in den Bereich, den man heute noch ansieht, dass er dereinst einem gewerblichen Zweck diente. Man kann unter den Glaskacheln des Gewölbe dieses Vorraums noch die Athmospäre der alten, längst aufgegebenen Müllsammelstelle erahnen. Einige Jahre nach Hrabals Tod im Jahre 1997, der wahrscheinlich ein Selbstmord war, brachte man außen am Gebäude die metallene Gedenkplakette an, die an seine Tätigkeit als Papierpacker und an das Werk, das dadurch seine Entstehung verdankt, erinnert. (DD)

Siehe auch:

Auf den Spuren von Bohumil Hrabal I: Rätselhafter Tod

Auf den Spuren von Bohumil Hrabal II: Palast mit Automatenrestaurant

Auf den Spuren von Bohumil Hrabal III: Die Mauer, wo das Haus stand

Kafkas Wohnung und amerikanische Botschaft

Monarchie und Republik in seltener Eintracht: Die Flagge der USA unter dem Wappenlöwen des Königreiches Böhmen samt Krone obendrauf! Dieser Widerspruch, mit dem man hier offensichtlich gut leben kann, ist der Preis dafür, wenn man sich in Prag für eine wichtige Botschaft ein angemessenes Gebäude sucht.

Denn bei der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in Prag handelt es sich um den bedeutenden Schönborn Palast (Schönbornský Palác) in der Tržiště 365/15 auf der Kleinseite. Der Palast, der zu den größeren der an Palästen reichen Umgebung gehört, wurde um 1643 bis 1653 für Rudolf Hieronymus Eusebius Reichsgraf von Colloredo-Waldsee gebaut, und zwar durch den eher als Festungsbauer bekannten Architekten Giovanni Pieroni da Galiano. Der Graf hatte 1648 sich als kaiserlicher Gouverneur von Prag um die Verteidigung der Stadt bei der Belagerung Prags durch die Schweden im Dreissigjährigen Krieg verdient gemacht.

Auf dem Grundstück hatten sich zuvor fünf größere Renaissance-Häuser (von denen man bei einer Renovierung 2000/2001 etliche Fragmente fand) befunden. Das erklärt gleichermaßen, warum der neue Palast so groß angelegt werden konnte, und warum der Grundriss des Gebäudes so unregelmäßig ist. Das alles kann man übrigens sehr schön vom Petřín-Berg aus sehen, an dessen Hang sich das Grundstück befindet. Auch erkennt man das große ummauerte Gartengelände, das sich auf dem Areal eines ehemaligen Weinberg befindet.

Ein Nachfahre von Reichsgraf Rudolf, Hieronymus Graf von Colloredo-Waldsee, ließ in den Jahren 1715 bis 1718 den Palast modernisieren und umbauen. Er heuerte dafür mit Giovanni Battista Alliprandi und Johann Blasius Santini-Aichl zwei der bedeutendsten Architekten des Hochbarock an. Das (heute leider nicht zugängliche) Innere wurde durch reiche Stuckaturen, die teilweise noch existieren, ausgeschmückt, und die Fassade zur Straße bekam jene prachtvolle Ausstattung, die wir heute bewundern können. Der palast wechselt bald darauf in schneller Folge die Besitzer, bis er im Jahre 1794 zum Eigentum der Adelsfamile Schönborn wurde, wodurch er seinen heutigen Namen erhielt. Der Erhalt eines so großen Palastes verschlingt bekanntlich viel Geld. Im Jahre 1910 beschloss die Familie, dass man zum Erhalt auch Geld verdienen müsse, und deshalb ein Großteil der Räume als Wohnraum vermietet werden solle.

Dadurch wurde das Wohnen im Palast auch für Menschen mit kleinem Geldbeutel erschwinglich. Und genau deshalb kann sich der Palast heute rühmen, dass kein Geringerer als der Schriftsteller Franz Kafka hier eine zeitlang lebte. Der fand ja normalerweise die meisten Orte, in denen er wohnte, deprimierend. Aber hier geriet er in ungewöhnlicher Weise ins Schwelgen. So schrieb er 1917 in einem Brief an seine Verlobte Felice Bauer: „Ich betrat die Immobilienagentur, wo man mir fast sofort von einer Wohnung in einem der schönsten Paläste erzählte. Zwei Zimmer, ein Flur, von dem die eine Hälfte zu einem Badezimmer umgebaut wurde. Sechshundert Kronen im Jahr. Es war wie ein wahr gewordener Traum. Ich bin dort hingegangen. Zimmer groß und schön, rot und gold, fast wie in Versailles. Vier Fenster zu einem ruhigen, versteckten Innenhof, ein Fenster zum Garten. Was für Gärten!“ Aber am Ende erwies sich Ort doch nicht als ein echtes Glücksomen. Hier, in den ungeheizten Räumen, bekam er erstmals einen Blutsturz, der den Beginn einer schweren (und damals unheilbaren) Tuberkulose markierte. Nach kurzer Zeit zog er wieder aus und verbrachte danach die meiste Zeit in Sanatorien. Zu allem Überdruß zog er sich im Herbst 1918 die Spanischen Grippe zu. 1924 starb er in einem österreichischen Sanatorium.

Aber: Der kurze Aufenthalt hier macht seither den Palast zu einem der Pilgerorte, die zu sehen kein Kafka-Verehrer verabsäumen darf. Schon zwei Jahre nach dem Aufenthalt Kafkas im Palast verkaufte im Jahr 1919 Karl Johann Graf von Schönborn Palast und Anwesen an den amerikanischen Millionärssohn Richard Teller Crane, der zu dieser Zeit zum ersten US-Botschafter in der neu gegründeten Tschechoslowakei wurde.

Seine Zeit als Botschafter endete 1921 und 1924 bot er der US-Regierung den Palast als Gebäude für eine repräsentative Botschaft und Botschafter-Residenz zugleich an. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude nominell von der neutralen Schweiz verwaltet, aber 1945 kehrte mit Laurence Adolph Steinhardt wieder ein US-Botschafter ein (dem man später vorwarf, diplomatisch zu wenig gegen die kommunistische Machtergreifung 1948 getan zu haben). Der beschloss eine Trennung von Botschaft und Residenz. Für letzteren Zweck ließ er weiter außerhalb 1948 die Villa Otto Petschek (Vila Otto Petschka) kaufen, die seither Residenz ist. Der Schönborn Palast blieb – auch in kommunistischen Zeiten – Botschaft; bis heute. Ein Kuriosum: Während die Stadt Prag es verabsäumt, an den meisten Häusern (mit Ausnahme des Geburtshauses), in denen Kafka gelebt hat, eine Gedenkplakette anzubringen, hat am Schönborn Palast die US-Botschaft auf eigene Initiative (man sieht es am amerikanischen Amtssiegel) eine solche an der Wand zur Straße befestigt!

Die US-Flagge blieb in den finsteren Zeiten des roten Terrors ein Freiheitssymbol für viele Bürger der Tschechoslowakei. Um sie weithin sichtbar wehen zu lassen, hisste die Botschaft sie (und tut es bis heute) auf der sogenannten Gloriette. Dieser Gartenpavillon gehörte von Anfang an zum Palast und wurde daher auch nach den Plänen von Giovanni Pieroni da Galiano erbaut. Die Flagge auf dem Bauwerk an der Außenmauer des Grundstücks ist weithin über die riesige Parkanlage am Petřín-Berg. Da sie ja unter diplomatischem Schutz stand, mussten die Regierenden tolerieren, dass die Untertanen sich hier an einem Freiheitssymbol delektieren konnten.

Die Freiheit kam 1989 mit dem Ende des Kommunismus. Dafür wurden die Botschaft und ihr Gebäude immer mehr in ihrer Freiheit beschränkt. Da US-Botschaften leider oft das Ziel terroristischer Angriffe sind, ist es nicht möglich, das Innere im Rahmen einer Führung zu besichtigen. Die Botschaft bedauert das zutiefst. Gerade die Kafka-Zimmer wären sicher eine beliebte Destination für Besucher. Und vor der Botschaft wird die Straße Tržiště ständig bewacht. Es gibt ausfahrbare Poller und jedes Auto, das das Gebäude passieren will, wird von Polizisten kontrolliert.So geht der Öffentlichkeit ein kulturelles Juwel verloren. Hoffen wir, dass irgendwann bessere Zeiten kommen. (DD)

Rilke: Umstritten, doch geehrt

Unter den deutschsprachigen Schriftstellern und Dichtern, die in Prag wirkten, gehört neben Franz Kafka sicherlich Rainer Maria Rilke zu den bedeutendsten. Mit seinen Neuen Gedichten (1907/08), den Duineser Elegien (1922) und zahlreichen andere Werken schuf er eine neue, impressionistische Dichtung, die weit über den engen Bereich der Lyrik das Kulturleben des 20. Jahrhunderts inspirierte, etwa in der Musik (Leonard Bernstein, Paul Hindemith u.v.a. )

Seit dem Juni 2015 gibt es in Prag ein Denkmal für den Dichter, und zwar auf dem Řezáčovo náměstí (Řezáč Platz) im Stadtteil Holešovice. Treibende Kraft war dabei die Europäische R.M. Rilke Stiftung (die ihren Sitz in Tschechien hat) und die dafür den Bildhauer Stanislav Kolíbal gewann. Es handelt sich um einen schlichten mannshohen Steinquader, der mit einem Portrait und Inschriften versehen ist. Es ist kein Zufall, dass dieses Rilke-Denkmal dem ebenfalls quaderförmigen Rilke-Denkmal in Berlin-Wilmersdorf von 2007 zumindest recht vage ähnelt. Das wurde nämlich auch von der Rilke-Stiftung gespendet. Realisiert hat es der tschechische Bildhauer und Architekt Miroslav Vochta.

Aber zurück zum Prager Denkmal: Auf der östlichen dem Platz zugewandten Seite des Quaders findet man ein in rot gehaltenes Bildportrait Rilkes nebst einer kurzen Vita des Dichters in Deutsch und Tschechisch (siehe großes Bild oben). Auf den drei anderen Seiten finden sich aufgeteilt die Schlusszeilen des letzten Verses aus der Neunte Elegie der Duineser Elgien – ebenfalls in Deutsch und Tschechisch:

„Siehe, ich lebe. Woraus? Weder Kindheit noch Zukunft
werden weniger….. Überzähliges Dasein
entspringt mir im Herzen.“

Ursprünglich war als wesentlich prominenterer Standort für das Prager Rilke-Denkmal ein Platz auf dem nahen Letná Park (Letenské sady) vorgesehen, wogegen sich aber etliche national-empörte Anwohner wehrten, weil Rilke ja kein tschechischer, sondern ein deutsch-sprachiger Dichter gewesen sei. Dass Rilke bis zu seinem Tod in einem Schweizer Sanatorium 1926 loyaler tschechoslowakischer Bürger gewesen war, zählte wohl anscheinend nicht. Auch in diesem Land gibt es immer noch viele historische Geisterdebatten.

Am anscheinend liberaleren Řezáčovo náměstí (die Erklärung dafür findet sich hier) fand man einen neuen Standort, wobei man allerdings mit der Idee scheiterte, den Platz gleich auch in Rilke-Platz umzubenennen. Die Ressentiments, die noch aus der Zwischenkriegszeit zu stammen scheinen, waren so stark, dass man vergaß, dass man schon lange mit dem heutigen Namen des Platzes unzufrieden ist, und dass es etliche Anläufe im Stadttrat gab, ihn umzubenennen, wozu die Aufstellung des Rilke-Monuments in der Tat eine gute Gelegenheit gewesen wäre.

Denn der heutige Namensgeber Václav Řezáč war ein kommunistischer Schrifsteller und Journalist, der zunächst im der Partei nahestehenden Syndikat Tschechischer Schriftsteller (Syndikát českých spisovatelů) „Abweichler“ von der stalinistischen reinen Lehre denunzierte und später – nach der Machtergreifung der Kommunisten im Jahre 1948 – den Ausschluss von Nicht-Kommunisten aus den großen, nunmehr gleichgeschalteten Schriftstellerverbänden betrieben hatte. Nicht gerade ein echter Sympathieträger. Er ist am Ende mehr wegen seiner Beteiligung an „Säuberungen“ im Gedächtnis haften geblieben als wegen seiner schriftstellerischen Qualitäten. Obwohl er wohl in den 1920 Jahren kurz für Mussolini schwärmte (was man nicht verschweigen darf), scheint der im Kern unpolitische Rilke doch ein ganzes Stück weniger bedenklich zu sein. Und literarisch bedeutsamer sowieso.

Wer jetzt darob Kulturpessimist wird und meint, die Tschechen wären nicht in der Lage, ihre großen deutschsprachigen Dichter zu preisen, der kann sich vor der Fassade des Gebäudes in der Na Příkopě 856/16 (Neustadt) wieder beruhigen und eines besseren belehren lassen. Dort hängt nämlich schon seit 2011 eine Denkmalstafel mit einer Büste des Dichters – geschaffen von der Bildhauerin Vlasta Prachatická. In dem Gebäude befand sich die vom Orden der Piaristen betriebene Volksschule in der Neustadt, die zur  Kirche zum Heiligen Kreuz (Kostel Svatého Kříže) gehörte (wir berichteten), die Rilke ab 1881 bis 1886 besuchte.

Überhaupt: Die deutschsprachige Vergangenheit wird in letzter Zeit mit doch immer mehr gewürdigt und der Widerstand allmählich schwindet dahin. Vor 20 Jahren wären eine solche Ehrungen für Rilke völlig undenkbar gewesen. Das ist – trotz allen Murrens – nicht mehr so. Die Diskussion wird entspannter. Die Zeit heilt die Narben. Langsam, aber sicher. (DD)

Kafkas Erbe aufrechterhalten

Dass Franz Kafka zu den ganz Großen der Weltliteratur gehört, wird niemand ernsthaft bezweifeln. Um so mehr überrascht, dass es in Prag, seiner Heimatstadt, erst seit 1989 die Franz-Kafka-Gesellschaft (Společnost Franze Kafky) gibt.

Die grausamen Wirrungen des 20. Jahrhunderts sind auch an der Erinnerungskultur an das reiche deutsch-jüdische Literaturerbe Prags nicht vorübergegangen. Und noch Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg war der Name Kafkas in seinem eigenen Lande Tabu. Das hatte nicht nur etwas damit zu tun, das nach Naziherrschaft und Vertreibung in der Tschechoslowakei generell ein geringes Interesse, wenn nicht gar eine Aversion gegen die früher so reiche deutsche Kultur im Lande herrschte, sondern Kafka (links seine von dem tschechisch-israelischen Bildhauer Dan Kulka geschaffene Büste im Tagungsraum der Gesellschaft) war bei den Kommunisten, die 1948 die Macht ergriffen hatten, noch einmal gesondert in Acht und Bann gesetzt worden. Obwohl als Sozialist eigentlich theoretisch für sie vereinnahmbar (und von Marxisten im Westen auch gerne rezipiert), wurden die Bücher Kafkas in der Tschechoslowakei unmittelbar auf den Index gesetzt.

Dann kam der Prager Frühling. Im Jahre 1968 war die Zensur vorbei. Tschechische Übersetzungen der Werke Kafkas stürmten – 44 Jahe nach dem Tod des Autors – die Bestsellerlisten des Landes. Möglicherweise, so sagten ernstzunehmende Stimmen, war es nicht nur so, dass die Kafka-Rezeption in der ČSSR nicht nur durch die kulturelle Liberalisierung des Prager Frühlings Aufschwung genommen hatte, sondern das umgekehrt die Kulturliberalisierung durch die Kafka-Rezeption erst vorangetrieben worden war. Denn die kulturelle Entstalinisierung war ja nicht auf einmal gekommen, sondern hatte sich langsam vorbereitet. Und einer der Meilensteine der Entwicklung war die berühmte internationale Kafka-Konferenz im Jahre 1963, die auf dem seit 1952 von der Akademie für Wissenschaften genutzten Schloss Liblice stattgefunden hatte. Eigentlich hätte es die wegen des Banns über Kafka nicht geben dürfen. Aber man konnte sich das inzwischen erlauben. Und heikel war das Thema: Entfremdung. Das war ein Kernthema für Kafka, aber auch für Karl Marx. Und Kafka in Beziehung zu Marx zu setzen, war ein intellektuell reizvolles, aber gewagtes Projekt.

Die Diskussionen verliefen kontrovers. Während etliche Literaturwissenschaftler aus der „DDR“ den orthodoxen Standpunkt vertraten, Kafkas Auseinandersetzung mit dem Thema Entfremdung kapituliere vor dem Rahmen einer bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, habe daher für eine fortgeschritttene real-sozialistische Gesellschaft keinerlei Relevanz. Westliche Teilnehmer, wie der Österreicher Ernst Fischer, betonten, dass Kafkas Ideen weiterhin aktuell seien, da sie ein demokratisch-sozialistisches Anlegen mit Bürokratiekritik verbinde. Und dann waren da noch die tschechoslowakischen Teilnehmer, allen voran der Organisator der Konferenz und spätere Präsident des tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes Eduard Goldstücker, der die Ansicht vertrat, dass das Phänomen der Entfremdung gerade in sozialistischen Transformationsphasen besonders stark auftreten könne. Mit Kafka könne man die stalinistische Epoche neu bewerten und andere Wege zum Sozialismus – einem mit „menschlichem Anlitz“ (so dies denn überhaupt möglich ist…) – finden.

Die sehr wirksame öffentliche Vermarktung und vor allem die Tatsache, dass das Ganze unter der Schirmherrschaft der staatlichen Akademie der Wissenschaft stattfand, verlieh der Veranstaltung eine enorme politische Wirkung, wie der in Amerika lehrende Literaturhistoriker Ehrhard Bahr 1980 rückblickend feststellen sollte: „Diese Tagung war mehr als ein literarisches Kolloquium, sie war ein politisches Ereignis.“ Es brachte eine kulturelle Liberalisierungswelle in Gang. 1965 durfte erstmals die Übersetzung von Kafkas Der Process erscheinen. Bis zur Niederschlagung des Prager Frühlings entwickelte sich die Tschechoslowakei zu einem Land mit vergleichsweise großer Kunstfreiheit. Walter Ulbricht, Generalsekretär der SED in der „DDR“ machte später die Konferenz als Beginn der Abkehr vom Sozialismus aus, die man dann mit dem Truppeneinmarsch im August 1968 beendete.

Kafkas Werke wurden danach nicht wieder verboten, aber erst einmal aus dem Sortiment der meisten Buchhandlungen genommen – außer in Prager Buchhandlungen für Westttouristen. Wer wollte, konnte Exemplare in Büchereien finden. Das war es aber auch. Das änderte sich mit der Samtenen Revolution, die 1989 den Kommunismus zu Fall brachte. Und schon im November wurde eben die Prager Kafka-Gesellschaft gegründet.

Die Kontinuität zur Konferenz von 1963 war gewollte und deutlich sichtbar. Mit dem deutschen Germanisten Kurt Krolop wurde sogar ein damaliger Teilnehmer zum ersten Präsidenten gewählt – ein Amt, das er bis zu seinem Tod 2016 innenhatte. Seitdem ist der Medienunternehmer Vladimír Železný Präsident der Gesellschaft und der ehemalige Geschäftsführer des Bundes Jüdischer Gemeinden, Tomáš Kraus (im Bild links mit der israelischen Botschafterin Anna Azari während einer Veranstaltung in der Kafka Gesellschaft), sein Stellvertreter. Die Gesellschaft residiert heute in der Široká 65/14, mitten im alten Judenviertel Josefov. Es handelt sich um ein vierstöckiges Neobarockhaus aus der Zeit um 1900 (ohne einen biographischen Bezug zu Kafka), in dessen Erdgeschoss eine Kafka und der deutsch-jüdischen Prager Literatur gewidmete Buchhandlung befindet.

Das eigentliche Zentrum der Kafka-Gesellschaft befindet sich jedoch im Hinterhof in einem eingeschossigen Gebäude mit einem Tagungsraum und Bibliothek im Keller. Die Bibliothek ist etwas besonderes. Es handelt sich um eine vom deutschen Autobauer Porsche gespendete Doublette der rund 1000 Bücher umfassenden persönlichen Bibliothek Kafkas, die man aus Bestandsverzeichnissen rekonstruieren konnte.Vielleicht verdankte man die Spende dem historischen Umstand, dass Firmengründer Ferdinand Porsche ein gebürtiger Böhme aus dem Ort Maffersdorf (heute: Vratislavice nad Nisou) im heutigen Tschechien war. Im Bibliotheksraum und Tagungssaal finden auch zahlreiche der Lesungen, Vorträge und Veranstaltungen der Gesellschaft statt. Womit wir beim Zweck der Kafka Gesellschaft sind. Der ist die Pflege des Erbes von Kafka im speziellen und der der deutsch-jüdisch-tschechischen Kulturtradition mit einer europäischen Zukunftsperspektive – darin dem (übrigens auch von Kurt Krolop mitgegründeten) Prager Literaturhaus ähnelnd. Sie tut das nicht nur durch Veranstaltungen, sondern auch publizistsich. Im eigenen Verlag strebt man die vollständige Übersetzung aller Werke Kafkas ins Tschechische an. Dazu kommt noch wertvolle wissenschaftliche Sekundärliteratur.

Obendrein verleiht man jährlich den renommierten und mit 10.000 $ dotierten Franz-Kafka-Literaturpreis (Cena Franze Kafky), den 2001 der jüdisch-amerikanische Schriftsteller Philip Roth als erster bekam. Zu den weiteren Preisträgern gehörten unter anderem Elfriede Jelinek (2004), Václav Havel (2010) oder Margret Atwood (2017). Und auch herausragende Einzelprojekte gibt es. Etwa 2003, als sie das bekannte Franz-Kafka-Denkmal neben der Spanischen Synagoge errichten ließ. Das Werk des bekannten tschechischen Bildhauers Jaroslav Róna (wir berichteten bereits hier), das rechtzeitig zum 120. Geburtstag Kafkas entstand, spiegelt die Surrealität des Kafkaschen Werks auf grandiose Weise wieder. Klar ist: Den Beitrag, den die Kafka-Gesellschaft zur Wiederbelebung und Pflege des Kafkaschen Erbes für unsere Zeit geleistet hat und noch leistet, kann man kaum überschätzen. (DD)

Haus zweier bedeutender Frauen

Es ist schwer, im Schatten eines großen Vaters zu stehen. Tomáš Garrigue Masaryk, der Gründungspräsident der 1918 gegründeten Ersten Tschechoslowakischen Republik nimmt in der Geschichte des Landes einen Platz ein, der an geradezu mythischer Größe allenfalls mit dem des ersten nach-kommunistischen Präsidenten Václav Havel vergleichbar ist. Doch seine Tochter Alice Garrigue Masaryková brachte es in der Tat zu eigenständigem Ruhm und gilt als eine der prägenden Frauengestalten ihrer Zeit.

Vater Masaryk war ein für damalige Verhältnisse sehr moderner Vater. Mit der emanzipierten Amerikanerin Charlotte Garrigue Masaryková (wir berichteten bereits hier) verheiratet, tat er alles, um seinen Kindern Chancen zu eröffnen. Alices Bruder Jan Masaryk (wir berichteten hier) wurde etwa Außenminister, bevor er 1948 wahrscheinlich von den Kommunisten ermordet wurde. Die Förderung, die Alice zuteil wurde, war ungewöhnlich. Sie studierte an der Prager Karlsuniversität und wurde als eine der ersten Frauen überhaupt zur Promotion zugelassen. 1903 erhielt die Soziologin und Philosophin den Doktortitel. 1911 sollte sie die Soziologische Fakultät der Universität aufbauen. Zwischendurch hatte sie 1904/05 in Chicago studiert. Ihre Studien, die sich mit der Lager der Arbeiter, mit Alkoholismus und Geschlechtskrankheiten befassten, sollten stets lebensnah sein und praktischen Nutzen für Sozialreform abwerfen.

Und sie unterstützte die Politik ihres Vaters, die Tschechen vom Habsburgerreich zu befreien und eine eigene Republik zu gründen. Das tat sie auch während des Ersten Weltkriegs als der Vater im amerikanischen Exil war. 1915 wurde sie sogar für einige Zeit von den österreichischen Behörden ins Gefängnis gesteckt. Dabei drohte ihr die Todesstrafe, was aber durch die Intervention amerikanischer Diplomaten abgewendet werden konnte. Als die tschechoslowakische Unabhängigkeit kam, wurde sie 1919 die erste Vorsitzende des tschechoslowakischen Roten Kreuzes. Aber sie wurde nicht nur karitativ aktiv, sondern auch politisch. Sie gehörte unter anderem zu den Mitglieder der Nationalversammlung der Tschechoslowakischen Republik (Národní shromáždění republiky Československé), die den Aufbau der Republik einleitete. Besonders intensiv setzte sie sich in der Folge für die Frauenrechte ein. Als ihre Mutter Charlotte 1923 starb, trat sie an der Seite ihres Vaters als First Lady auf. Es heißt, ihr politischer Einfluß auf ihren Vater sei groß gewesen. Vor den Nazis, die 1939 einmarschierten, floh sie rechtzeitig in die USA, wo sie wieder in Chicago lehrte, aber sich vor allem für die Befreiung ihrer Heimat einsetzte. 1945 kehrte sie wieder nach Prag zurück, um sich für den Wiederaufbau der Demokratie zu engagieren, aber schon drei Jahre später kam die nächste Diktatur, diesmal die der Kommunisten. Die mutmaßliche Ermordung ihres Bruders 1948 war das Signal, wieder in die USA zurückzukehren, von wo aus sie in Ansprachen über Radio Free Europe den Freiheitskampf in der Tschechoslowakei unterstützte. Sie starb 1966 im US-Exil.

Während des Kommunismus war alles, was mit der Demokratie und dem Namen Masaryk zusammenhing, aus der Öffentlichkeit verbannt. Erst in den 1990er Jahren wurde eine schlichte bronzene Gedenktafel an dem Doppelhaus in der Loretánská 179/15 und 13 angebracht, in dem sie in den Jahren 1937 bis 1939 und dann noch einmal 1945 bis 1948 lebte. Das barocke Haus war im 17. Jahrhundert vom kaiserlichen Vizekanzler bewohnt worden.

Nur ein wenig neben der Tafel befindet sich eine andere Gedenktafel, die zweisprachig (englisch/tschechisch) daran erinnert , dass von 1945 bis 1948 hier auch Marcia Davenport lebte. Man könnte deshalb auch von einem Haus zweier bedeutender Frauen sprechen. Die amerikanische Schriftstellerin und Musikkritikerin (sie hatte neben zahlreichen Romanen u.a. 1932 eine Standardbiographie Mozarts veröffentlicht) hatte während des Weltkrieges tschechoslowakische Emigranten unterstützt und war mit Alices Bruder Jan liiert. Der wurde 1945 Außenminister und sie zog mit ihm nach Prag. Das Haus in der Loretánská befindet sich in Sichtweite des Palais Czernin (Černínský palác), wo das Außenminsterium residiert. Als die Kommunisten 1948 die Macht ergriffen, zog Davenport nach London. Jan Masaryk wollte nach einer Weile folgen, um sie zu heiraten. Doch am 10. März fand man ihn tot unter einem hoch liegenden Fenster des Ministeriums. Die Kommunisten behaupteten, es sei Selbstmord gewesen, aber daran regen sich zurecht immer wieder Zweifel (wir berichteten hier). Darauf zog sie zurück nach Amerika, wo sie 1996 starb. (DD)

Auf den Spuren von Bohumil Hrabal III: Die Mauer, wo das Haus stand

Der gehörte zu den Großen der modernen tschechischen Literatur: Der Schriftsteller Bohumil Hrabal. Und den verbindet man mit Prag, genauer: mit dem Stadtteil Libeň, wo man sein obiges Konterfei auf einem Wandgemälde bewundern kann.

Hrabal trieb in seinen Werken meist den vielleicht für die tschechische Literatur typischen Hang zum Grotesken und Schwarzhumorigen auf die Spitze. Das Ganze verband sich zu einer eher äußerst pessimistischen Weltsicht, die wohl tief in seiner Psyche eingegraben war. Man findet das schon ausgeprägt in seinem in Deutschland wohl bekanntesten Roman Ich habe den englischen König bedient (Obsluhoval jsem anglického krále) von 1971 (unzensiert erst nach 1989 erschienen), der die Biographie des Scheitern des Protagonisten in den Zeitläufen von Republik über Nazibesetzung zum Kommunismus nachverfolgt. Wie überthaupt zeitgeschichtliche Themen eine wichtige Rolle bei ihm spielt, wie etwa bei der zu Ende des Zweiten Weltkriegs spielenden Geschichte Reise nach Sondervorschrift, Zuglauf überwacht (Ostře sledované vlaky) von 1965 und schon 1966 erfolgreich verfilmt, in der die anfänglich noch mit Humor gespickte Geschichte in infernalischem Grauen endet. Die Schrecken der Nazizeit wurden auch sonst von ihm oft – und wohl mit autobiographischen Hinweisen versetzt – thematisch verarbeitet. Aber auch die Kommunisten verabscheute er wohl. Er galt deshalb als ideologisch unzuverlässig und geriet mit dem Regime immer wieder in Konflikt. Offen dem Widerstand – etwa der Charta 77 – hat er sich als Eigenbrötler allerdings nie angeschlossen, was ihm von manchen Dissidenten später vorgehalten wurde.

Eine zeitlang wurde er sogar mit einem Publikationsverbot belegt. Sein in Tschechien vielleicht bekanntester Roman Allzu laute Einsamkeit (Příliš hlučná samota) von 1976 handelt von einem Intellektuellen, der in einem Papierpresswerk alleine arbeitet und maschinell Bücher zu Altpapierpacken zerstampfen muss. Eine klare Anspielung darauf, dass er nach 1970 Hilfsarbeiterjobs annehmen musste, um zu überleben. Ein für ihn erniedrigender Selbstbezichtigungsartikel ermöglichte ihm, unter eingeschränkten Bedingungen ab 1975 wieder schriftstellerisch tätig zu sein. Um so mehr zeigten ihm die Tschechen ihre Zuneigung als 1989 der Kommunismus auf dem Müllhaufen der Geschichte landete. So wurde ab 1991 eine Werkausgabe publiziert, die viele Werke erstmals ungekürzt und unzensiert präsentierte. Das wahre Genie des Autors wurde nun noch deutlicher sichtbar.

Hrabal hat überall in Prag Spuren hinterlassen, aber nirgendwo ist er heute noch so präsent wie eben im Stadtteil Libeň, einem damals industriell geprägten Arbeiterdistrikt, der sich heute damit rühmt, sozusagen Hrabals Kiez gewesen zu sein. „Meins ist Libeň! Ich bleibe hier, ich werde nie von hier wegziehen!“, schrieb er 1987 in einem seiner Bücher, obwohl er realiter 1973 in den Stadtteil Kobylisy umgezogen war. Aber irgendwie blieb er stets der Bewohner von Libeň, wo auch alles an ihn erinnert. Insbesondere die Liste der Kneipen, in den er Bier getrunken hat oder getrunken haben soll, ist lang.

Und er ließ sich von der Umgebung literarisch inspirieren, worüber wir bereits hier berichteten. Und dann gab es noch das Haus in der kleinen und unscheinbaren Na Hrázi 24/326, wo er von 1950 bis 1973 mit seiner Frau und vielen Katzen (Individualisten wie er!) wohnte. Das Haus wurde allerdings leider 1988 zu Beginn der Bauarbeiten für die dann 1990 eröffnete Metrostation Palmovka, abgerissen. An der Stelle, wo es stand, befindet sich nunmehr die Nordseite des angeschlossenen Busbahnhof. Die wird allerdings durch eine an sich öde Betonmauer begrenzt. Das bot immerhin – mit etwas Phantasie – Möglichkeiten, daraus einen Gedenkort zu machen.

Im Jahre 1999 dekorierte die Malerin Tatiana Svatošová, die dafür später sogar prestigereiche Preise einheimste, die von Garagen durchsetzte und hinter einem Parkplatz befindliche Wand mit einem Gemälde, das sich über satte 333 Quadratmeter erstreckte: Die Hrabal-Mauer, die mittlerweile zu den zentralen Hauptsehenswürdigkeiten des abseits er Touristenströme liegenden Stadtteils gehört. Dort sieht man im Stil der Pop-Art portraitiert, Hrabal (man sieht ihn mit einem einmontierten gerasterten Photo des Gesichts im großen Bild oben) und alles, was im wichtig war: Seine Katzen, das Bier, seine Bücher und auch seine berühmte altertümliche Schreibmaschine vom Typ Perkeo, die von der Dresdner Clemens Müller AG produziert worden war. Die war so etwas wie ein Markenzeichen des Schriftstellers.

Auch sonst lässt man sich in Libeň nicht lumpen, wenn es um die Pflege des Andenkens an Hrabal geht. Der Platz vor dem Wandgemälde bzw. dem früheren Wohnort wurde 1999 erst einmal Bohumil Hrabal Platz (Náměstí Bohumila Hrabala) umbenannt. Der ist allerdings so trübe gestaltet, wie man es von der Rückseite eines Busbahnhofs nur erwarten kann. Deshalb gab es schon früh engagierte Initiativen, den Platz würdiger zu gestalten. Zunächst ergriff der örtliche Kulturförderverein Serpens 2004 die Initiative, dass hier ein hauptsächlich Hrabal gewidmetes Kulturzentrum mit Ausstellungen und einem Buchladen erbaut werden solle. Ein Stück Land stand bereit und wartete darauf, erworben zu werden. Aber zunächst einmal schaffte der Verein es lediglich, hier als Signal für die Welt einen Grundstein für ein Bohumil Hrabal Zentrum (Centrum Bohumila Hrabala) einzuweihen, der jetzt etwas unmotiviert in der Gegend herumsteht. Aber das Signal wurde gehört.

Die Stadtregierung von Prag 8 sagte Unterstützung zu. Aber wie es mit Verwaltungen so ist… Planungen und Grundstückskäufe zogen sich ein wenig hin. 2020 schrieb man einen Architektenwettbewerb aus, Umbaupläne für den Platz vor, der zur Bedingung machte, dass der Platz dadurch ein architektonisches Denkmal für Hrabal mit entsprechenden Einrichtungen sein soll. Dadurch würde auch ein echtes Denkmal (im Sinne einer Skulptur, die den Schriftsteller darstellt) vermieden – etwas, was Hrabal wohl zu Lebzeiten strikt abgelehnt hatte. Es tut sich also langsam etwas in der Umgebung des Wandgemäldes. Mal sehen, was dabei herauskommt.

Was Hrabal zu all diesen Ehrungen gesagt hätte? Wir wissen es nicht. Denn der allem offiziösem Pomp eher abholde Schriftsteller war seit 1997 tot. Er hatte sich im nahen, Bulovka genannten Krankenhaus in Libeň zu einer behandlung eingefunden. Angeblich fiel er beim Versuch, an dem hoch gelegenen Zimmer, indem er sich befand, Tauben zu füttern, aus dem Fenster. Aber die meisten Menschen glauben, dass er Selbstmord begangen hatte. Suizid ist eines der Themen, mit denen er sich fast zwanghaft in seinen recht schwarzen Romanen und Geschichten befasst hat. Noch am Morgen des Todestages soll er einem Krankenhausarzt gesagt haben, er habe eine „Einladung“ von einem längst verstorbenen Dichter bekommen, der in der Nähe begraben sei. Aber restlos geklärt ist das alles nicht. Aber man kann sich kaum des Gedankens erwehren, dass das rätselhafte und tragische Ende in einer engen Beziehung zu dem so grimmig schwarz anmutenden Werk des großen Schriftstellers stehen muss. (DD)

Siehe auch:

Auf den Spuren von Bohumil Hrabal I: Rätselhafter Tod

Auf den Spuren von Bohumil Hrabal II: Palast mit Automatenrestaurant

Der Fälscher im Prunkgrab

Als der Schwindel richtig aufflog, war es zu spät. Da lag er bereits in einem besonders schmuck- und ehrenvollen Grab auf dem Nationalfriedhof hoch oben über der Stadt auf dem Vyšehrad. Und als er dort 1861 beerdigt wurde, schrieb die tschechische patriotische Zeitung Národní Listy, seine „Beerdigung war in der Tat und im wahrsten Sinne des Wortes eine nationale Feier, großartig und beindruckend.“

Ja, der Mann hatte tatsächlich den Nationalstolz der Tschechen im Habsburgerreich angefacht. Im Jahr 1817 trat Václav Hanka mit der sensationellen Nachricht an die Öffentlichkeit, er habe im Turm der Kirche Johannes des Täufers (Kostel svatého Jana Křtitele) in Dvůr Králové nad Labem (dt.: Königinhof) eine Handschrift aus dem 13. Jahrhundert gefunden. Es handle sich um das älteste Stück Literatur in tschechischer Sprache und sei das Fragment eines großen Epos, dem zusätzlich einige Gedichte beigefügt worden waren.

Das war zu schön, um wahr zu sein. Griechenland hatte seinen Homer; die Engländer die Artussage und die Deutschen ihr Nibelungenlied. Jetzt hatten auch die Tschechen ein großes Epos aus früher Zeit: Die Königinhofer Handschrift (Rukopis královédvorský)! Man hätte gewarnt sein können. Schon einmal, im Jahre 1760, hatte ein Schriftsteller namens James Macpherson die literarischen Minderwertigkeitskomplexe der Schotten ausgenutzt, um ihnen seine „schottische“ Epenfälschung Ossian anzudrehen – ein grober Betrug, der einige Jahre später entlarvt wurde. Aber im Gegensatz zu Macpherson, der sich einfach recht plump weigerte, die (realiter nicht existierenden) Originalmanuskripte Experten zur Überprüfung vorzulegen, lag den Tschechen hier etwas vor, das wirklich wie eine echte mittelalterliche Handschrift aussah. 1818 legte Hanka noch einmal nach und präsentierte noch eine Handschrift ähnlicher Machart, die Grünberger Handschrift (rukopis zelenohorský).

Die sah auch echt aus. Und warum sollte man Hanka nicht glauben? Der war einer der renommiertesten Erforscher der alttschechischen Sprache überhaupt und galt als der ausgewiesene Kenner mittelalterlicher Dokumente schlechthin. Er war Schüler des legendären Josef Dobrovský, der die erste tschechische Grammatik verfasst hatte (wir berichteten hier) und später wurde er Leiter der Literaturabteilung des Nationalmuseums. Dazu kam noch viel später eine Professur an der Karlsuniversität. An seinem philologischen Wissen konnte zu Recht niemand zweifeln. Folglich gerieten die Tschechen ganz und gar aus dem Häuschen als sie von seiner Entdeckung eines urtschechischen Nationalepos erfuhren. Die Begeisterung schwappte auch über die Grenzen Böhmens. Goethe veröffentlichte schon bald eine deutsche Nachempfindung eines der nicht-epischen Gedichte (Das Sträußchen) aus der Handschrift. Sie war wiederum inspiriert von der 1819 erschienenen deutschen Übersetzung des Werkes, die ein Werk von Hankas Mitarbeiter (und möglicherweise Mitfälschers) Václav Alois Svoboda war. Romantiker aus allen Ländern schwärmten von der Urwüchsigkeit und Authenzität der mittelalterlichen Lyrik, darunter Jacob Grimm und François-René de Chateaubriand.

Und tatsächlich hatte die Handschrift auch das Zeug zum Historienbestseller. Im Mittelpunkt stehen die Schlachten, die die beiden vorhistorischen alttschechischen Kriegerfürsten Záboj und Slavoj siegreich gegen den bösen Eindringling Luděk bestehen, der wohl in Wirklichkeit ein Ludwig und somit Deutscher war. Das bestätigte das Geschichtsbild, das tschechische Patrioten, die unter der Habsburgerdominanz litten, gerne hörten. Die unweit von Hankas Grab befindlichen Monumentalstatuen, die der Bildhauer Josef Václav Myslbek zwischen 1889 und 1897 errichtete (Bild oberhalb rechts), zeugen von der Popularität des Mythos der beiden Ur-Helden (wir berichteten hier).

Der als „Vater der Nation“ geltende Nationalhistoriker František Palacký verwendete die Handschrift und ihre „Überlieferung“ bei seiner 1848 erschienenen „Geschichte des tschechischen Volkes in Böhmen und Mähren“ als Quelle. Sie unterstrich dabei das patriotische Generalthema, dass die böhmische Geschichte primär ein ewiger Kampf zwischen gewalttätigen Germanen/Deutschen und friedvollen, aber tapferen Slawen gewesen war. Diese Botschaft fand sich nicht nur in den Kämpfern Záboj und Slavoj personifiziert, sondern vor allem auch bei dem feinsinnigen aber todesmutigen Sänger Lumír, „der mit Wort und Sange rührt den Wyšehrad und alle Lande.“ Er wurde zur Kulturikone, nach der 1851 eine bedeutende Kulturzeitschrift benannt wurde, und der deshalb auch nicht bei dem opulenten Fassadenschmuck des Nationaltheaters (1881) fehlen durfte, wo er poetisch die Leier spielt und mutig trotzend in die Ferne schaut (Bild oberhalb).

Erste Zweifel an der Echtheit äußerte erstmals, aber ganz vorsichtig der damals sehr bekannte Slawist Jernej Kopitar im Jahr 1824. Da die meisten tschechischen Wissenschaftler aber ungebrochen an die Echtheit glaubten und der Zweifel nur verhalten war, ging das fast unbemerkt unter. Auch Hankas Lehrer Dobrovský äußerte verhalten Zweifel. Bei so einem patriotischen Überschwang bei der Rezeption des neuen „Nationalepos“ war jedoch absehbar, dass die Äußerung von Zweifeln an der Echtheit eher eine riskante Sache werden könnte, weshalb der erste Zweifler, der 1858 ganz eindeutig behauptete, das Ganze sei eine Fälschung Hankas, vorsorglich anomym blieb. Das war klug, wie der Sturm der Empörung zeigte, der nun aufbrauste. Aber die Debatte war da! Und sie ging nicht wieder weg. 1859 veröffentlichte der Wiener Historiker Max Büdinger einen wissenschaftlich fundierten Artikel, den Hankas Unterstützer nicht mehr so einfach wegschieben konnten. Büdinger legte 1861 mit seinem Buch „Die Königinhofer Handschrift und ihre neusten Vertheidiger“ noch einmal ausführlich nach. Unter normalen Bedingungen hätte das die Sache erledigt. Aber hier ging es nicht nur um philologische Kleinigkeiten, sondern um vaterländische Gefühle.

1861 starb auch Hanka und sein Riesenbegräbnis war eine patriotische Demonstration, wie ja Narodný Listek auch korrekt berichtete. Sie waren von recht wenig solide fundierten Gerüchten begleitet, die fiesen Fälschungsvorwürfe hätten ihn in den Tod getrieben. Und immer noch standen große Teile des (tschechischen) wissenschaftlichen und literarischen Establishments auch noch posthum auf seiner Seite – allen voran Palacký, an dessen Autorität als Nationalhistoriker man damals kaum vorbei kam.

Als man 1885 mit dem Bau des großen Nationalmuseums (Národní Muzeum) begann, über das wir hier berichteten, wurden über den Fenstern des zweiten Stocks Stucktafeln angebracht mit den Namen unzähliger großer Wissenschaftler und Intellektueller Böhmens – sozusagen eine Zurschaustellung von akademischem Patriotismus. Und selbstredend (und Büdingers Forschungen zum Trotz) fehlte Hankas Namen nicht. Noch heute befindet er sich hier zwischen dem slowakischen Slawisten Pavel Jozef Šafárik und dem Physiker Franz Adam Petřina. Dieses trotzige Aufbäumen konnte die zweite Welle der Debatte in den späten1880er Jahren aber nicht mehr verhindern. An ihr beteiligte sich auch der spätere erste Präsident der Tschechoslowakischen Republik, Tomáš Garrigue Masaryk, der gewiss nicht im Verdacht stand unpatriotisch zu sein. In einem Artikel in der Zeitschrift Athenaeum zeigte er 1889 auf, dass es sich nur um eine Fälschung handeln könne – in aller Wahrscheinlichkeit das Werk Hankas selbst. Damals wohnte Masaryk mit seiner Familie zur Miete in der Villa des Schriftstellers Václav Vlček, der ihn aus patriotischer Entrüstung aus der Wohnung warf (wir berichteten hier). Das nutzte in der Sache nichts. Und Masaryk betonte weiter, dass die modernen Tschechen für ihren Nationalstolz keine erfundenen Mythen bräuchten. Inzwischen haben moderne Materialforschungen in den 1990er Jahren, die man zu Hankas Zeiten noch nicht zur Verfügung hatte, die für damalige Verhältnisse sehr gut gemachte Fälschung nachgewiesen.

Es gibt immer noch Verteidiger Hankas, die behaupten, die Diskussion sei von Feinden der Nation (schließlich leugneten auch die Kommunisten die Echtheit der Handschrift) gesteuert. Oder einige die meinen, er sei von seinem Mitarbeiter Svoboda reingelegt worden, der der wahre Fälscher gewesen sei. Nun ja, auf jeden Fall liegt Hanka an prominenter Stelle auf dem Nationalfriedhof. Das riesige das obeliskenähnliche Prunkgrab finanzierte 1863 (zwei Jahre nach dem Ableben) die renommierte Svatobor Gesellschaft (Spolek Svatobor), eine Vereinigung, die arme Schriftsteller unterstützt und vor allem die Nationalgrabstätte Slavín (drittes Bild von unten) betreut. „Nationen gehen nicht unter, wenn die Sprache lebt!“, steht auf der Inschrift, die damit vorsichtshalber auf die unbestrittenen Verdienste Hankas für die slawische Philologie hinweist und nicht auf die Königinhofer Handschrift. Die Unterstützung des Grabdenkmals durch die Svatobor Gesellschaft erklärt übrigens auch das seltsame Symbol auf der Spitze des Grabes – drei Hände, die einen Ring festhalten. Das ist nämlich das Logo des Vereins, der sich hiermit selbst verewigt hat. (DD)

Großer Dichter – von den Falschen geehrt

Taras Hryhorowytsch Schewtschenko, der große ukrainische Nationaldichter des 19. Jahrhunderts, war persönlich nie in Prag. Aber trotzdem verbindet ihn und seinen Nachruhm viel mit der goldenen Stadt an der Moldau. Die gusseiserne Gedenktafel in der Opletalova 929/22 (Ecke Politických vězňů) in der Neustadt zeugt davon.

Schewtschenko hatte das Pech geboren zu werden, als die Ukraine noch zum russischen Zarenreich gehörte. Dort gab es noch Leibeigenschaft und Schewtschenko wurde noch 1814 als Leibeigner geboren. Sein Leben lang sollte er gegen die Institution kämpfen. Gottlob fand er Gönner, die seine künstlerischen Talente erkannten und ihn förderten. Erst 1838 konnte er sich sogar aus der Leibeigenschaft freikaufen. Zunächst erwarb er sich einen Ruf als Maler, aber ab 1840 wandte er sich neben der Malerei auch der Dichtung zu, u.a. mit dem Gedichtband Kobsar, der ihn berühmt machte. Als liberaler Ukrainer wurde er den zaristischen Behörden allerdings bald zu unangepasst und so wurde er 1847 zwangsweise zum Militär eingezogen und erhielt Schreib- und Malverbot. Auch nach seiner Begnadigung 1857 wurde er immer wieder verhaftet. Aber da war er für die Ukrainer schon eine Art Volksheld. Als er 1861 starb, fanden sich unzählige Trauergäste ein, darunter Fjodor Dostojewski. In der Ukraine gibt es kaum eine Stadt ohne ein Denkmal für ihn.

Schewtschenko wird in Prag an zwei Orten geehrt, einmal im Stadtteil Smíchov (Prag 5), wo seit 2009 ein großes Denkmal steht, über das wir schon hier berichteten, und dann die hier gezeigte Tafel in der Opletalova. Das um 1830 entstandene Gebäude im Stil des Klassizismus, an dem sie sich befindet, ist tatsächlich mit Schewtschenkos Namen verbunden. In Russland durften seine Werke nie ungekürzt und unzensiert erscheinen. Im liberaleren Kakanien war das möglich. Und so erschienen tatsächlich viele Werke Schewtschenkos zuerst hier. Im Haus befand sich die Druckerei der von dem tschechisch-nationalliberalen Journalisten und Politiker Julius Grégr seit 1861 herausgegebenen politischen Zeitschrift Národní listy (Volksblätter). Die sah es als selbstverständliche Aufgabe an, dem verfolgten Dichter im Zarenreich zu helfen.

Der Text der Tafel lautet: „In Erinnerung an den großen ukrainischen Dichter und Revolutionäre Taras Schewtschenko, 1814-1861, Sein Gedichtband ‚Kobzar‘ es wurde zum ersten Mal unzensiert im Volltext von der Grégr’schen Druckerei in diesem Haus 1876 ​​in Prag veröffentlicht.“ Es ist also der richtige Ort, um den richtigen Mann zu ehren. Bizarr ist jedoch die Geschichte, wie die Tafel dahinkam. Sie wurde hier 1964 angebracht und ist das Werk des Bildhauers und Medailleurs Jiří Prádler. Unter dem Text steht, dass sie eine Spende der Union der Tschechoslowakisch-Sowjetischen Freundschaft (Svaz československo-sovětského přátelství) gewesen sei, einer Massenorganisation, die um diese Zeit in der Tschechoslowakei über 1,5 Millionen Mitglieder zählte, wohl weil man bisweilen einfach dazu drangsaliert wurde – es gab z.B. kollektive Eintritte von Fabrikbelegschaften, bei denen niemand fragte, ob man das wolle, und niemand sich traute zu sagen, dass er es nicht wolle.

Nun ja, die Ukraine hatte 1991 mit großer Referendums-Mehrheit sich aus der Sowjetunion gelöst. Und Schewtschenko wäre gewiss kein Freund der zurecht evil empire genannten UdSSR gewesen, deren Unterdrückungsapparat das Leben von vielen Millionen Ukrainern auf dem Gewissen hatte (Stichwort: Holodomor). Auch haben die Tschechen immer eine große Sympathie für die Ukraine und ihre Selbständigkeit gezeigt. Und heute wird die Ukraine von einem Herrscher in Moskau mit einem Krieg überzogen, der den Untergang der Sowjetunion von Anfang an als größte geopolitische Katastrophe bezeichnet hatte und seither an ihrer territorialen Wiederherstellung arbeitet. Und nur vier Jahre nach der Anbringung der Tafel, rollten sowjetische Panzer in Prag ein, um den Prager Frühling niederzuschlagen. Nein, dass passt nicht, dass ausgerechnet die Freunde der Sowjetunion hier Schewtschenko ehrten. Man sollte den Hinweis vielleicht als ein zeitgenössisches Dokument der geistigen Verwirrung des kommunistischen Regimes betrachten. Und der eigentliche Text ist ja völlig neutral und es ist gut, dass daran erinnert wird, dass der große Dichter einst hier im schönen Prag frei publiziert werden konnte. (DD)

Der Wissenschaftsstandort

Wir sind es gewohnt, die frühe Moderne als eine Art Kampf zwischen finsterer Religiosität und aufstrebender aufgeklärter Wissenschaft zu sehen. Wer so vereinfacht denkt, sollte sich vielleicht einmal näher mit dem Jesuitenorden befassen. Und das kann er in Prag am besten im Klementinum in der Altstadt tun.

Am besten schaut man dann einmal ganz nach oben auf die Spitze des großen Turmes: Dort sieht man die (schon recht heidnische) Figur des Atlas, der die Himmelssphären auf seinen Schultern trägt (großes Bild oben). Die Statue wurde von dem berühmten Barock-Bildhauer Matthias Bernhard Braun gestaltet und nach der Fertigstellung des Turmes 1722 dort aufgestellt . Das kann man kaum anders als eine klassische Allegorie auf die Wissenschaft der Astronomie interpretieren. Und richtig: In dem 68 Meter hohen Turm befindet sich tatsächlich eine – nach damaligen Standards hochmoderne – Sternwarte. Und die wurde hier von den Jesuiten eingerichtet. Aber wie kam es dazu?

Es fing damit an, dass dem böhmischen König Ferdinand I. (dem späteren deutschen Kaiser) bei seinem Amtsantritt missfiel, dass die Böhmen mehrheitlich für seinen erz-katholischen Geschmack viel zu protestantisch oder hussitisch waren. Besonders war ihm die Karlsuniversität (unser Bericht hier) als Hort protestantisch-hussitischer Intellektualität ein Dorn im Auge. Dass sie schon seit den Hussitenkriegen im 15. Jahrhundert eine rein tschechische Universität war, die von gemäßigten Hussiten (den Utraquisten) geführt war, stellte aber auch einen Schwachpunkt dar, den der König ausnutzen konnte. Die Universität war dadurch nämlich vom internationalen „Wissenschaftsbetrieb“ (meist katholisch, fast immer in der Weltsprache Latein lehrend) weitgehend abgekoppelt und nicht mehr die führende Bildungsstätte, die sie bei ihrer Gründung 1348 einmal war. Die 1540 in Spanien gegründeten Jesuiten, so fand Ferdinand, waren in der Lage, gegenüber den Utraquisten eine überlegene Konkurrenz aufzubauen. Die Mission des Ordens war es, Bildung und Kaderschulung zu betreiben und dem Glaubensgegner intellektuell etwas entgegen zu setzen. Die Jesuiten fingen jedenfalls nach der Einladung durch Ferdinand gleich 1556 mit dem Aufbau einer neuen Einrichtung und schon 1562 wurde ihr Klementinum offiziell in seine Universitätsrechte eingesetzt.

Der Anfang war trotzdem mühsam. Man bezog ein altes, verfallenes Dominikanerkloster in der Altstadt und litt unter Geldmangel. Die Lage änderte sich, als 1620 die katholisch-habsburgische Seite in der Schlacht  am Weißen Berg (auch hier) über die böhmischen Protestanten siegte, und nun eine rigide Politik der Zwangskatholisierung durchführte. Im Zuge dieser Gegenreformation nahm das Klementinum nun einen riesigen Aufschwung. Kaiser Ferdinand II. sorgte 1622 dafür, dass das Klementinum nun auch die Verwaltung der Karlsuniversität mit übernahm (und sie entsprechend umstrukturierte).

Die Studenten im Klementinum waren als gute Jesuitenschüler natürlich Gegner jeder Rückkehr des Protestantismus. In die Nationalmythologie der Tschechen ging der verzweifelte, aber erfolgreiche Kampf auf der Karlsbrücke ein, den sich Prager Studenten mit den Schweden lieferten, die ganz zu Ende des Dreissigjährigen Krieges 1648 noch einmal versuchten, Prag einzunehmen. Das waren natürlich primär die Studenten des Klementinums, was weniger häufig erwähnt wird. Nun ja, sie hätten auch bei einem Erfolg der protestantischen Schweden viel zu verlieren gehabt. Und außerdem lag das Klementinum genau am Ausgang der Brücke, die die Schweden für ihren Einmarsch zwangsläufig nutzen mussten, auf der Altstadtseite. Man war sozusagen gleich bei der Stelle.

Sein Sohn Ferdinand III. vereinigte 1654 die beiden Institutionen auch formell als Karl-Ferdinand-Universität (was bis 1882 so blieb). Das war auch baulich mit einem enormen Aufschwung verbunden. In den Jahren 1653 bis 1726 entstand hier der nach der Burg zweitgrößte Gebäudekomplex der Stadt. Er umfasst fünf große Innenhöfe und eine Fläche 2 Hektar (20.000 m²). Das kann man gar nicht mit einem Blick überschauen, aber gottlob stehen überall in den Innenhöfen Lagepläne mit einer Luftaufnahme, die einen Gesamteindruck vermitteln (kleines Bild links). Ein Großteil der oft skulptural wohldekorierten (Beispiel Bild oberhalb rechts) Barockgebäude wurde von dem renommierten Architekten Carlo Lurago und später von Franz Maximilian Kaňka geplant.

Zu dem Komplex gehörten gleich vier Kirchen, nämlich die Kirche zum Allerheiligsten Salvator (Kostel Nejsvětějšího Salvátora), über die wir schon hier berichteten (man sieht den Portikus im Bild rechts), die Spiegelkapelle (Zrcadlová kaple; über die wir hier schrieben), die Kapelle Mariä Himmelfahrt (Kaple Nanebevzetí Panny Marie) und die St.-Clemens-Kathdrale (Katedrála sv. Klimenta). Es wurden unzählige Unterkünfte für Gelehrte und Studenten sowie Hörsäle eingerichtet. Die Jesuiten machten Nägel mit Köpfen und bauten im Klementinum einen Wissenschaftsstandort mit allem Schikanen auf.

Ein Beispiel war der Turm mit der Sternwarte. Die Astronomen berechneten hier die Zeit so genau, dass sie mit einem Kanonenschuss den Pragern (die damals ja noch keine Armbanduhren kannten) präszise und unüberhörbar die Mittagszeit anzeigen konnten. Zur Sicherheit gab (bzw. gibt es am Turm auf eine Sonnenuhr – im Bild links zu sehen). Zum selben Gebäudetrakt gehört die riesige Bibliothek, die ebenfalls 1722 eingeweiht wurde und bald 20.000 Bände ihr eigen nennen durfte. Unter ihrem Leiter Karel Rafael Ungar wurde ab 1781 erstmals eine Abteilung für Literatur in tschechischer Sprache eröffnet. Einem Nebengebäude verdankt man, dass Prag zu den metereologisch am besten erforschten Städten gehört. Denn am 1. Januar 1775 begann hier der Mathematiker und Jesuit Joseph Stepling mit täglichen Wetteraufzeichnungen. Der hatte auch schon 1751 das Mathematikmuseum eröffnet. Stepling war ein herausragendes Beispiel für die wissenschaftlichen Talente, die die Jesuiten hier hervorbrachten.

Die gute Zeit für die Jesuiten endete 1773. In diesem Jahr löste die aufgeklärte Kaiserin Maria Theresia. (übrigens einem päpstlichen Beschluss folgend) den Jesuitenorden auf. Die Anlage kam in Staatsbesitz (wo sie sich – mit Ausnahme der Kirchen – immer noch befindet). Aber die Habsburger waren weiterhin an moderner Wissenschaft lebhaft interessiert. Das Observatorium wurde zunächst unter der Leitung des Mathematikmuseums weiterbetrieben. Kaiser Joseph II. erklärte die Bibliothek 1781 zur Nationalbibliothek, wodurch der Bestand erweitert wurde (teilsweise um wertvollste mittelalterliche Handschriften, die heute Stolz der Sammlung sind). Die aufgeklärten Habsburger waren Stolz auf ihre Forschungs- und Lehranstalt, weshalb man heute noch viele habsburgische Insignien aus jeosephinischer Zeit angebracht sehen kann – etwa im Bild oberhalb rechts der Doppeladler mit Inschrift zu Ehren Josephs II. über dem Hofeingang zur Straße Křižovnická.

Nebenbei pflegte man auch sonst die die Musen. Wolfgang Amadeus Mozart war zeitlebens gerne in Prag und ungekehrt war er auch in Prag ein gern gesehener Gast (und dort weitaus beliebter als im heimischen Wien). Die Spiegelkapelle (die immer noch ein beliebter Konzertsaal ist) war einer der Orte, wo er des öfteren seine Musik aufführte. 1837, zum 50 Jahrestag der Uraufführung der Oper Don Giovanni, wurde daher im Klementinum das erste Mozart-Museum der Welt eröffnet. Das wurde in der Vorhalle der Spiegelkapelle eingerichtet, wo sich heute noch eine Mozart-Büste (Bild links) befindet, die der Bildhauer Emanuel Max von Wachstein im Eröffnungsjahr gestaltet hat, und die angeblich sehr lebensnah den Komponisten portraitiert. Man konnte dort viele Originalhandschriften bewundern. Das Museum gibt es so nicht mehr, aber die wertvollen Dokumente, die damals gesammelt wurde, stehen heute in der Bibliothek der Forschung zur Verfügung.

Das Klementinum entwickelte sich weiter zu einem Wissenschafts- und Kulturzentrum – etwa als Ort der Gründung eines Kunstmuseums (1796), aus dem sich später die Nationalgalerie entwickelte oder als Erstsitz der Akademie der Bildenden Künste von 1799 bis 1886. Sogar das Erzbischöfliche Priesterseminar durfte hier bis 1929 wirken, denn ganz so antiklerikal war man denn doch nicht. Nur die Jesuiten, die 1814 nach einem Papstedikt wieder legal wurden, bekamen keine Restitution. Das Klementinum blieb in staatlicher Hand. 1882 wurde die Universität in eine deutsche und eine tschechische geteilt, wobei das Klementinum tschechisch blieb. 1918 kam die Erste Republik und die Habsburgerherrschaft endete. 1924 erweiterte man die Bibliothek ein wenig und modernisierte sie nach Plänen des Architekten Ladislav Machoň, über den wir schon hier und hier berichteten.

Das Klementinum ist heute noch eine staatliche Einrichtung und beherbergt hauptsächlich die Nationalbibliothek des Landes. Darüber hinaus sind Teile des Klementinums, insbesondere der prachtvolle barocke Bibliothekssaal, die Sternwarte , eine Gallerie für Ausstellungen, die drei Kirchen, für das Publikum zu besichtigen. Sternwarte und Bibliothek (hier leider Photographierverbot) kann man zusammen in einer geführten Tour besichtigen. Das lohnt sich neben anderem auch deshalb, weil man vom Turm aus eine unglaubliche und spektakuläre Aussicht über Prag genießen kann. Da die Jesuiten 1722 noch keine Aufzüge einbauen konnten, muss man allerdings die sämtlichen 172 Stufen selbst hochsteigen. Ach ja: In den Kirchen, die sich allesamt durch eine gute Akkustik auszeichnen, finden auch häufig qualitativ hochstehende Konzerte statt. Auch das macht einen Besuch beim Klementinum zu einem unerlässlichen Teil jedes Prag-Besuches. (DD)

Wo Tschechen und Sachsen Freundschaft pflegten (und Ryšánek und Schlegl nicht miteinander redeten)

Sachsen und Böhmen lebten schon den europäischen Friedensgedanken vor, als von der EU noch keine Rede war. Das Sächsische Haus (Saský dům) in der Mostecká 55/3 (Ecke Lázeňská) auf der Prager Kleinseite ist das in Stein gebaute Denkmal dafür – wenngleich es heute nicht mehr ganz so aussieht, wie in seiner „sächsischen“ Zeit.

Im Jahre 1348 schenkte der deutsche Kaiser und böhmische König Kaiser Karl IV. den vormaligen, gemeinhin Vlašský dvorec (Welsches Gehöft) genannten Kaufmannsbesitz dem sächsischen Herzog Rudolf I. aus dem sächsischen Herrscherhaus der Askanier als Erbgut. Rudolf hatte als deutscher Kurfürst stets Karls Kaiserwahl unterstützt als diese anfänglich noch umstritten war. Das Verhältnis zwischen Böhmen und Sachsen hätte besser kaum sein können. Wenn er in Prag war, brachte Rudolf hier seinen Hofstaat mit. Im Kern war es fast so etwas wie eine Botschaft. Für die Sachsen in Böhmen war der Ort eine Anlaufstelle. Insbesondere gab es viele Studenten aus Sachsen, da das Land selbst keine Universität hatte, und Karl gerade die heutige Karlsuniversität (wir berichteten hier) gegründet hatte. Da die Wissenschaftssprache damals Latein war, ging das problemlos.

Zukunftsweisend war auch der von Karl mit dem Markgrafen von Meißen, Friedrich III. dem Strengen, geschlossene Vertrag von Pirna 1372, der die Grenzen regelte. Da Meißen ab 1423 in das Kurfürstentum Sachsen eingegliedert wurde, war damit auch im Grunde jede Grenzfrage zwischen Böhmen und Sachsen bereits vorab geklärt. Das geschah dann endgültig durch den Vertrag von Eger (heute Cheb) im Jahre 1459, den der böhmische König Jiří z Poděbrad (Georg von Podiebrad, über den wir bereits u.a. hier und hier berichteten) mit dem sächsischen Kurfürsten Herzog Wilhelm II. dem Tapferen abschloss. Diese Grenze wurde nie wieder verändert und ist eine der ältesten bestehenden in ganz Europa – ein Vorzeigeprodukt in Sachen europäischer Friedenspolitik. Dazu passt übrigens, dass König Jiří mit einer Denkschrift aus dem Jahr 1462, in der er eine föderative Friedensordnung für Europa vorschlug, so etwas wie der der geistige Erfinder der Europäischen Union ist.

Als das geschah, war das sächsische Herrscherhaus schon aus dem Saský dům in Prag ausgezogen. Als Karls Nachfolger und Sohn Wenzel IV. 1409 mit dem Kuttenberger Dekret die Karlsuniversität tschechisierte, verließen die deutschen (vor allem sächsischen) Dozenten und Studenten das Land. Dahinter steckte ein religiöser Konflikt zwischen Hussiten und Katholiken, der sich nationalistisch auflud. Während Böhmen in die Hussitenkriege schlingerte, war das aber für die Sachsen vielleicht sogar ein strukturpolitischer Glücksfall, denn sie nutzten die Chance, in Leipzig ihre erste eigene Universität zu gründen. Und Sachsen gehörte 1432 unter Kurfürst Friedrich II. von Sachsen zu den ersten deutschen Fürstentümern, das einen Sonderfrieden mit den Hussiten in Böhmen schloss und die Böhmen Böhmen sein ließ. Der oben erwähnte nachfolgende Frieden von Eger war nur eine Bestätigung einer Politik, die eine kleine „Delle“ erlebt hatte, aber im Kern konsequent fortbestand.

Und was geschah mit dem 1409 von den Sachsen verlassenen Saský dům? Das fiel 1503 einem Feuer zum Opfer, das auch zahlreiche Nachbarhäuser zerstörte. 1592 wurde es von Jan Rudolf Trčka von Lípa, einem der reichsten Adligen Böhmens und späterer Freund des berühmten Generals Wallensteins, Renaissancestil wieder aufgebaut. Möglicherweise war der Architekt der Tessiner Giovanni Battista Bussi di Campione, aber ganz genau weiß man das nicht. Auch von diesem Gebäude existiert nur noch das beeindruckende rustizierte Portal mit dem Wappen der Prager Kleinseite darauf. Ansonsten fiel das Renaissancegebäude einem völligen Umbau im klassizistischen Stil zum Opfer, der in den Jahren 1826 bis 1828 stattfand, und der sich durchaus gut ins bauliche Umfeld einpasst. Das ist im wesentlichen das, was man heute von außen sieht. Das Gebäude schmiegt sich an den mittelalterlichen Kleinseitner-Turm mit seinem Tor (siehe großes Bild oben), der die Karlsbrücke abschließt. Hier bei der Brücke hatte man eben dem Palast eine wirklich zentrale Lage in Prag gesichert.

Im späten 19. Jahrhundert erlangte das Gebäude durch den Schriftsteller und Journalisten Jan Neruda eine gewisse Berühmtheit. Damals existierte hier ein Gasthaus mit Namen „Zum Steinitz“ (U Štajniců). In einer seiner Kleinseitner Geschichten (Povídky malostranské), eine 1878 erschienene Sammlung von Erzählungen, die Neruda zwischen 1867 und 1877 in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht hatte, spielt das Lokal die Hauptrolle. Hier sitzen die beiden Herren Ryšánek und Schlegl jahrelang nebeneinander, ohne je ein Wort miteinander zu wechseln. Das berühmte Gasthaus existiert allerdings von lange nicht mehr. Heute befinden sich hier einige kleiner Läden, darunter eines der wenigen Lebensmittelgeschäfte der Kleinseite. Aber immerhin erinnert eine bronzene Gedenktafel neben dem Eingang daran, dass hier einmal das gedeihliche Verhältnis zwischen Tschechen und Sachsen seinen Anfang nahm. (DD)