Funktionalismus für Eigengebrauch

Mit wundervoller Aussicht über dem Park Santoška in Smíchov (Prag 5) thronend, mit Blick auf die Altstadt, liegt ein Juwel des frühen Funktionalismus: Die Říha Villa (Říhova vila).

Zur Zeit scheint sich das Gebäude in der Na Pavím vrchu 1911/1 leer und im Zustand der Renovierung befinden. Selbst mit dem etwas bröckelnden Putz auf der Fassade sieht es immer noch recht beeindruckend aus. Jedenfalls erfreut die Aussicht, dass sich das Gebäude schon bald wieder in properem Zustand befinden wird. Es wirkt – was bei modernem Funktionalismus nicht selbstverständlich ist – ausgesprochen wohnlich.

Eine Erklärung dafür ist, dass der Architekt selbst darin wohnen wollte. Es wurde nämlich in den Jahren 1929/1930 von dem Architekten Josef Karel Říha für seinen eigenen Gebrauch erbaut. Říha war einer der tschechischen Pioniere des Funktionalismus im Geiste des großen Le Corbusier – vergleichbar nur mit dessen Schüler Karel Stráník, über den wir hier berichteten. Říha selbst wiederum war Schüler von Jan Kotěra (auch hier), der zu den Pionieren der Moderne im Lande gehörte.

Das Haus erfüllt die meisten der Kriterien der Architektur von Le Corbusier. Dazu gehören Fenster, die die Breite des Gebäudes und auch Rundungen der Fassade bedecken, was erst durch die Entwicklung der Skelettbauweise möglich wurde. Auch die viertelrunde Terrasse ist typisch. Sie und die Flachdachbauweise ermöglichte eine großzügigere Begrünung. Das lag dem an Fragen der Landschaftsplanung interessierten Říha besonders am Herzen. Architektur, Gartenbau und Natur sollten für ihn immer eine Einheit sein – ein Anspruch, dem er mit seinem Haus gerecht werden wollte. (DD)

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