
Der wuchtige Turm ist ein wahres Kontrastprogramm zum Rest des Hauses, hier in der Dykova 960/4 in Vinohrady (Prag 2). Ganz so, wie es der Architekt Ladislav Machoň geplant hatte.

Der hatte sich bereits bei der in der Nähe gelegenen Doppelhaus-Villa der beiden Schriftsteller-Brüder Karel und Josef Čapek als Architekt damals als sehr modernistisch geltender Wohnhäuser etabliert (siehe früheren Beitrag hier). Den reizvollen Kontrastreichtum des Hause in der Dykova erreichte er dadurch, dass er im Ajhre 1928 eigentlich nur ein Haus ergänzend umbaute, das Ende des 19. Jahrhunderts hier von Antonín Turek erbaut worden war, der in Vinohrady durch den Bau zahlreicher öffentlicher Gebäude bekannt worden war (früheres Beispiel hier).

An den recht konventionellen Bau von Turek, mit seinem Walmdach, setzte Machoň den quaderförmigen Turmbau im funktionalistischen Stil dran. Der Kontrast wurde erhöht, aber zugleich auch wieder harmonisch abgemildert, indem er die neue Fassade mit rotbraunen Terrakottakacheln überzog, die sich vom weißen Putz des alten Häuserteils abheben. Das wirkt irgendwie archaisch und modernistisch zugleich. Die dadurch entstehende geometrische Aufteilung der Hausansicht wird durch die ebenfalls mit Terrakotta gekachelten Mauer verstärkt, die horizontal gelagerten Treppeneingang vom Grundstück trennt.
Den Umbau führte Machoň im Auftrag des neuen Besitzers durch, František Pokorný, der Mitglied des Verwaltungsrats einer Schokoladenfabrik war, aus der später die Marke Orion hervorging, die heute zu den Marktführern dieser Branche gehört. Vielleicht erinnern deshalb die Kacheln, mit denen Machoň das Haus verzierte, ein wenig an Schokoladentafeln. (DD)