Brückenbauer am Busbahnhof

Heute ist der 1. Mai – der Tag der Arbeit. Das ist die Gelegenheit, mal wieder ein wenig gute alte Arbeiterromantik zu zelebrieren. Davon gibt es in Prag genügend künstlerische Rückstände aus früheren Zeiten.

Die hier gezeigte Skulptur Mostaři (Brückenbauer) gilt unter Liebhabern des Genres als ein Meisterwerk. Erschaffen hat diese Darstellung zweier hart und motiviert Arbeitenden der damals sehr renommierte Bildhauer Karel Hladík. Das war 1946, als die Kommunisten zwar bereits stark, aber noch nicht an der Macht waren. Hladík war kein Staatskünstler des Gottwald-Regimes. Der Realsozialismus lag aber schon künstlerisch in der Luft. Zudem knüpfte er an die realistischen Tendenzen an, die schon in der Zeit der Ersten Republik vor dem Zweiten Weltkrieg en vogue waren.

Aus Gründen, die sich nicht so recht erschließen, wurde das von Beton gerahmte Bronzewerk damals nicht öffentlich aufgestellt. Das geschah erst im Jahre 1982 (als tatsächlich noch die Kommunisten regierten), weswegen Hladík und sein Werk in Gefahr gerät, in eine ideologische Ecke gestellt zu werden, für die es nicht wirklich gedacht war (prinzipiell ist ja an der künstlerischen Würdigung von Arbeit nichts falsch).

Der Ort, den man für die Skulptur wählte, ist denkbar scheußlich, nämlich direkt vor dem Fernbus-Bahnhof im Stadtteil Florenc (Prag 8). Dort ist er von viel Beton, Asphalt und vor allemWerbung umgeben. Wenn man die optisch kaum erahnbare vor-kommunistische Geschichte des Werkes nicht kennt, könnte man vor allem letzteres für eine verdiente Ironie der Geschichte halten. Tatsächlich wird das Ganze aber vielleicht Hladík nicht wirklich gerecht. (DD)

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