
1948 errichteten die Kommunisten im Lande nicht nur ein Diktatürchen mit allen Schikanen ein, sondern sie begannen, auch das Stadtbild zu verändern, wo sie nur konnten. Über Geschmack kann man ja unendlich streiten, aber die die roten Herrscher entwickelten zumindest einen Sinn für recht eigenwillige Ästhetik, die stets dem Zweck der Propaganda untergeordnet war.

So auch in der Metro-Station Anděl, die nach dem Stadtteil benannt ist, in dem sie liegt. Als sie 1985 gebaut wurde, hieß sie noch anders, denn sie sollte die glorreiche und unverbrüchliche „Völkerfreundschaft“ zwischen den „sozialistischen Brüdervölkern“ der Tschechoslowakei und der Sowjetunion symbolisieren. Um dies zu unterstreichen, ließ man sie von einem sowjetischen Architekten namens Lev Nikolayevich Popov entwerfen und benannte sie nach der Sowjethauptstadt Moskevská. Gleichzeitig eröffnete man in Moskau eine von tschechischen Architekten entworfene U-Bahn-Station namens Praschskaja, die nach Prag benannt war. Daran erinnert im Vestibül beim Ausgang zum Busbahnhof immer noch eine bronze Inschrift „Moskva – Praha“ mit einem Blumenrelief.

Während im Vestibül heute unzählige kleine Läden dazu geführt haben, dass der Kapitalismus die schaurige Vergangenheit schlichtweg überdeckt hat, sind unten bei den Gleisen die acht Bronzetafeln voller künstlersich verbrämter Sowjet-Agitprop noch gut sichtbar. Die Sowjetflaggen mit Hammer und Sichel im großen Bild oben und das freudig Fähnchen schwenkende Mädchen im Bild rechts sind zwei Beispiele.
Kurz nach der Samtenen Revolution 1989 wurden die Tafeln abgehängt, weil sie doch allzu penetrant an den Kommunismus erinnerten. Aber irgendwie hinterließen sie eine optische Lücke und niemand schien zu wissen, was man stattdessen dort machen sollte. Also wurden sie wieder aufgehängt und wirken nun wie aus der Zeit gefallen. Man könnte beinahe darüber lachen, aber eben nur beinahe. Ach ja, und im Februar 1990 benannte man die Station in Anděl um. Und daran will wohl niemand mehr etwas ändern. (DD)