Kommt man von der Kleinseite her über die Karlsbrücke in die Altstadt, marschiert man geradewegs auf sie zu. Die in der Nähe des Altstädter Brückenturms gelegene Kirche zum Allerheiligsten Salvator (Kostel Nejsvětějšího Salvátora) ist somit fast jedem Pragtouristen irgendwie geläufig. Besonders nachts, wenn sie beleuchtet ist, kommt ihre klare Barockfassade schön zur Geltung (großes Bild), über der die vom Bildhauer Johann Georg Bendl geschaffene Marienstatue thront (Bild links).
Die Kirche ist eine von mehreren innerhalb des Jesuitenkollegs Klementinum (siehe auch früheren Beitrag hier), das hier in der Altstadt 1556 errichtet wurde. Mit dem Bau der Salvatorkirche wurde 1583 begonnen, ihre dreischiffige Grundstruktur erhielt sie dann ab 1601. Die Innengestaltung erfolgte nun in einem recht strengen Frühbarockstil. Bedeutende Architekten der Zeit wirkten bis Mitte des 17. Jahrhundert am Aufbau der Kirche mit, darunter Carlo Lurago, Francesco Caratti und František M. Kaňka. Letzterer setzte der Kirche 1714 unter anderem die auffallende achteckige Dachkuppel auf (Bild rechts).
Es mag die zentrale Lage und die Augenfälligkeit der Kirche für die immensen Touristenströme am Fuße der Karlsbrücke gewesen sein, die jeden Verfall der Kirche doch allzu deutlich der Öffentlichkeit vor Augen geführt hätte, die sicherstellte, dass die Kirche die Zeiten recht gut überstand. In den Jahren 1971 bis 1987 wurde sie jedenfalls vor allem innen gründlich in Stand gesetzt. Nach dem Ende des Kommunismus erfolgte von 1994 bis 2008 eine Renovierung der Außenfassaden. Die Kirche ist jedenfalls proper in Schuss!
Drinnen kann man sich natürlich an der reichen Skulpturen- und Stuckausstattung ergötzen, an der neben dem Bildhauer Johann Georg Bendl vor allem der gebürtige Italiener Giovanni Bartolomeo Cometa als Stuckateur beteiligt war.
Und noch etwas sollte man sich nicht nur anschauen, sondern vor allem auch anhören: Die Orgel von St. Salvator. Die Orgelempore wurde schon 1625 erbaut und bestückt. Die Orgel, die man heute sieht und hört stammt aus dem Jahre 1780. Berühmte Musiker haben in der Kirche gespielt, wie etwa die Komponisten Jan Dismas Zelenka und Jakub Jan Ryba (früherer Beitrag hier).
Georgelt wird hier noch heute und der gebildetere Teil der Touristen, die hier vorbeikommen, nehmen das Angebot oft gerne spontan an. Die Kirche veranstaltet viele Konzerte, wobei die Orgelkonzerte des talentierten Hausorganisten Robert Hugo meist im Mittelpunkt stehen. Seine Spielkunst und die recht gute Akkustik in der Kirche beweisen, dass man auch im Touristen-Hotspot Prags ordentliche Musik zu hören bekommen kann. Die besondere Speziaität sind Candlelight-Konzerte um 22 Uhr mit Werken von Bach, Händel, Mozart und Dvořák.
Ach ja, diese (römisch-katholische) Salvatorkirche sollte man nicht mit der (evangelischen) Salvatorkirche verwechseln, die sich ganz in der Nähe beim Altstädterring befindet und die wir schon hier vorgestellt haben. (DD)