Es sieht nicht aus wie ein Kreuz, das man im Garten vor der katholischen Heinrichs- und Kunigundenkirche in der Neustadt (Beitrag hier) erwarten würde. Irgendwie exotischer. Ist es auch, denn was hier hier sehen, ist ein Chatschkar aus dem fernen Armenien. Ein typischer Chatschkar ist eine rechteckige Stele aus Stein, in die als Relief ein von kunstvollen Ornamenten umgebenes Kreuz eingemeißelt ist. Wie kam das hierher?
Die Chatschkare hatten als künstlerische Glaubensmanifestation in Armenien ihren Höhepunkt zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert. Der Prager Chatschkar ist einer solchen mittelalterlichen Stele nachempfunden, aber natürlich neueren Datums. Tatsächlich wurde er am 25. April 2014 hier aufgestellt, und zwar in Anwesenheit des damaligen armenischen Präsidenten und des Oberhaupts der Armenisch-Apostolischen Kirche, Karekin II..
In den Zeiten des Kommunismus wurde in der Tschechoslowakei der Spielraum der großen Kirchen beschnitten und der kleinen Kirchen teilweise ganz und gar abgeschafft. So kam es, dass die kleine armenisch-apostolische Kirchengemeinde hier lange ein Schattendasein führte und als unabhängige Gemeinschaft offiziell nicht einmal existierte, sondern unter der Jurisdiktion der österreichischen Sektion stand. Das änderte sich im Jahr 2013 als das tschechische Kulturministerium sie als offizielle Religionsgemeinschaft registrierte. Zum Dank dafür errichteten die Armenier im nächsten Jahr den Chatschkar und nutzten die Einweihung zum Feiern der tschechisch-armenischen Freundschaft. (DD)