Neobarockes Lamm, sehr authentisch

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Warum es das Haus zum roten Lamm (U červeného beránka) heißt, erklärt sich durch das rote Lamm über dem Eingang von selbst. NerudovaNeobarockIn der Tat, dieses schöne Gebäude in der Nerudova 253/11 inmitten der Kleinseite unterhalb der Burg fällt auf. Besonders daran ist aber, was zunächst nicht auffällt.

Inmitten der wunderschönen originalen IMG_2893Barockhäuser, die die Straße dort säumen, denkt man ohne weiteres Nachdenken automatisch, das sei auch ein echtes Barockhaus aus der echten Barockzeit. Ist es aber nicht. Das Haus wurde tatsächlich erst zwischen 1891 und 1897 erbaut. Es ist also reiner Historismus im Neo-Barock-Stil. Normalerweise bemerkt man in der Regel den Unterschied, hier aber beim besten Willen nicht. Schon die Tierdarstellung des Lamms wirkt NerudovaMariairgendwie so naiv und unperfektionistisch, dass man nie auf die Idee käme, es für das Werk eines in Kunsthistorie und Tieranatomie gleichermaßen bewanderten Akademikers aus dem späten 19. Jahrhundert zu halten. So sahen entsprechende Tierdarstellung in der Zeit des Barocks tatsächlich aus. Gleiches gilt für den Malstil des Bildes der Jungfrau Maria über dem zweiten Stock, das ein wenig patinabesetzt und somit extrem authentisch wirkt. Man kann sich also täuschen. Aber das macht schließlich auch den Reiz Prags aus, dass man in Sachen Architekturgeschichte immer wieder etwas Neues dazu lernt. In dem Haus lebte übrigens, so sei noch nachgetragen, für längere Zeit der tschechische Bohemist, Literaturhistoriker und Lexikograph Arne Novák (1880-1939). (DD)

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