Direkt beim Nationaltheater und stilistisch in ihrem historistischen Pomp auch passend dazu, spannt sich eine besonders beeindruckende Brücke über die Moldau. Es ist die Most Legii (Brücke der Legionen).
Zur Vorgeschichte: Anfang des 19. Jahrhunderts sah man in Prag immer mehr, dass die einzige Steinbrücke, die Karlsbrücke, für den Verkehr zwischen den beiden Moldauufern nicht mehr ausreichte. Es musste eine zusätzliche Brücke her. 1841 wurde nur einige hunderte Meter oberhalb der Karlsbrücke eine moderne Kettenbrücke eingeweiht, die nach Kaiser Franz I. von Österreich benannt wurde. Aber schon bald erwies sich auch diese Brücke als nicht ausreichend für den wachsenden Verkehr in der Stadt.
1898 machte man Nägel mit Köpfen. Eine provisorische Holzbrücke wurde zur Linderung der akuten Verkehrsprobleme errichtet, während man gleichzeit mit dem Bau einer richtigen großen Steinbrücke nach den Entwürfen von Antonín Balšánek begann, die sowohl schwere Pferdekarren als auch die neuen Straßenbahnen tragen konnte. 1901 konnte sie dann von Kaiser Franz Josef feierlich eröffnet werden. 343 Meter schwerer Granit, gestützt auf wuchtigen Pfeilern (links), überspannten nun den Fluss – genug, dass sie bis heute den Verkehr aufnehmen können.
Als die Republik kam, hatte Kaiser Franz ausgedient und man benannte die Brücke 1919 nach den Tschechischen Legionen, die im Ersten Weltkrieg gegen jenes Kaisertum gekämpft hatten, das der Brücke zuvor den Namen gegeben hatte (dazu frühere Blogbeiträge hier und hier). Der Name blieb haften, auch wenn die Nazis für eine zeitlang Smetana und die Kommunisten den 1. Mai als Namensgeber favorisierten. Seit 1990 ist die Sache aber wieder klar und die Legionen haben gesiegt!
Trotzdem strahlt die Legionenbrücke immer noch eine geradezu kaiserliche Aura aus. Sie wurde auch entsprechend intakt bewahrt. Man sieht immer noch die beiden im großen Bild oben sichtbaren neobarocken Mauthäuschen (umsonst kam man anfänglich noch nicht hinüber!). Auch die Beleuchtung mit den zierlichen Straßenlaternen, die von František Křižík entworfen wurde, passt stilistisch zum schweren Gesamtdesign. Zu ihrer Schönheit trägt auch bei, dass sie auf dem Weg von Ufer zu Ufer eine Moldauinsel quert, die idyllische Střelecký-Insel (Střelecký ostrov), zu der man über eine Treppe oder per Aufzug
herabsteigen kann. Im Sommer lohnt es sich, einmal in der Nähe ein Tret- oder Ruderboot zu mieten, um unter der Brücke her und um die Insel (links ein Photo vom August) herum zu fahren.
Sowohl von der Brücke als auch von der Insel aus hat man übrigens auch die beste Aussicht auf die Karlsbrücke und auf die Burg. Selbst wenn die Brücke als solche nicht so beeindruckend wäre, wäre sie also einen Besuch wert – und sei es nur, weil man von ihr aus eine andere bemerkenswerte Brücke sehen kann. (DD)