Manchmal hat man das Gefühl, das Wasser der Moldau bei Prag sei weiß. Das liegt daran, das die Wasseroberfläche von Unmengen an Schwänen bedeckt zu sein scheint. Besonders zwischen der Mánesův Most (Manes-Brücke) und der Karlsbrücke ist dies zu beobachten – nicht überraschend dort, wo Touristen ans Ufer gelangen können. Die Tiere sind klassische Kultur- bzw. Tourismusfolger. An diesen Lebensstil haben sie sich inzwischen auch gewöhnt. Soll man es im Sinne der Ursprünglichkeit ihrer Natur den Schwänen wieder abgewöhnen? Die Prager haben da resigniert. Sie nehmen es – tierlieb wie sie sind – hin, dass die Tiere nicht mehr daran denken, sich selbst um ihr Futter zu kümmern, sondern vom Menschen gefüttert werden wollen. Das Uferschild oben ermutigt Touristen zur Mildtätigkeit. Man muss nur die elementarsten Kenntnisse von Ökonomie und Anreizsystemen haben, um zu erkennen, warum sich immer mehr Schwäne am Ufer der Moldau in Prag ansiedeln. (DD)