Eigentlich, so könnte man meinen, haben wir das Thema „Kuchen und Kubismus“ ja bereits hier ausgeschöpft. Aber es gibt dafür in Prag eben nicht nur das „Haus der Schwarzen Madonna“ in der Altstadt. Hier beherbergt das von Josef Gočár, dem bedeutendsten Prager Kubisten unter den Architekten, gebaute zugleich das Kubismusmuseum und auch das entsprechende eingerichtete Cafe Oriental.
Wer den Kubismus studieren und dabei die frische Luft im Grünen (kleines Bild rechts) genießen will, hat allerdings eine unerwartete Alternative, nämlich den Zoo.
Als 1923 der Prager Flughafen (damals noch im Ortsteil Kbely, denn der heutige Flughafen weiter westlich in Ruzyně entstand erst im Jahre 1937) den Flugverkehr aufnahm, wurden dort auch ein Laden und ein Restaurant eröffnet. Architekt war Josef Gočár – und natürlich baute er die Häuser im kubistischen Stil.
2011 zerlegte man die beiden außen wie innen hölzernen Gebäude und baute sie im Zoo wieder originalgetreu auf. Da stehen sie nun, wieder als Laden und vor allem als Restaurant. Gočár entschied sich seinerzeit bei den beiden Gebäuden für eine originelle Variante des Kubismus, die auf den ersten Blick traditionell bäuerlich-folkloristisch daherkommt, auf den zweiten Blick aber die typisch kubistische Spielerei mit modernen geometrischen Formen auf die Spitze treibt. „Rondokubismus“ nennt man diesen Stil.
Auch die Inneneinrichtung ist konsequent im gleichen Stil mit der gleichen Formensprache gehalten. Irgendwie erinnert das Ganze an Holzbaukästen aus der Spielzeugkiste. Das blau-rote „Bauklötzchenmotiv“ findet sich bei Tischen, Stühlen, Schränken und Lampen wieder. Das sieht schon recht originell und geradezu niedlich aus.
Ach ja, und das Essen? Beim Gočár, wie man das Restaurant konsequenterweise benannt hat, handelt sich um ein Ausflugslokal. Das Café Oriental spielt in einer anderen Liga. Aber innerhalb dieser Kategorie können sich der Kuchen und der Kaffee in jeder Hinsicht sehen lassen. Da gibt es nichts zu beanstanden. Und wer es eher herzhaft mag und dazu ein frisch gezapftes Bier mag, kommt natürlich auch auf seine Kosten. (DD)
Pingback: Kubismus auch posthum |