Spitze Feder – auch posthum

KajaSaudekGrab

Kája Saudek (1935-2015) war ein Künstler, der mehr als einmal im Leben politische Unterdrückung erfahren hatte. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde er als Kind von den Nazis ins Konzentrationslager gesteckt, wo viele Mitglieder seiner Familie ums Leben kamen. Er überlebte, aber für den größten Teil seines Lebens musste er danach mit den Widrigkeiten des Kommunismus fertig werden.

Nachteilig für ihn war dabei, dass er ausgerechnet einen Faible für amerikanische Comics hatte, und seine Kunst daher immer im Verdacht stand, „bourgeoiser Kitsch“ zu sein. Dass er in den 60er Jahren in seinen Comics auch noch gerne der Prüderie des Landes den Kampf ansagte, machte ihn bei den Machthabern noch mehr suspekt. Viele seiner Comics und Trickfilme fielen der Zensur zum Opfer und kamen oft erst nach der „Samtenen Revolution“ ans Licht der Öffentlichkeit. Gemeinhin ist er mittlerweile als der „Vater des tschechischen Comics“ anerkannt. Inzwischen gibt es sogar ein Museum, das ihm gewidmet ist.

Vor allem seine üppigen und großbusigen Frauenfiguren dürften auch heute wieder mit Argwohn betrachtet werden – diesmal von vielen Feministinnen, die dem Kampf gegen den Sexismus verschrieben haben . Saudek ließ sich schon zu Lebzeiten von so etwas nicht beeindrucken, weshalb er es posthum auch bis heute nicht tut. Noch im Grab löckt er wider den Stachel!

Ob deutsche Friedhofsbehörden so etwas erlauben würden? Mit der spitzen Feder piekst der Künstler der drallen Dame in den Po: Sein Grab auf dem Nationalfriedhof neben der St. Peter und Paul Kirche auf dem Vyšehrad ist ebenso lebensfreudig wie provokant und wird dem Künstler mehr als gerecht. (DD)

2 Gedanken zu “Spitze Feder – auch posthum

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