Stolz steht sie auf hohem Rosse seit 1912 auf Prags größtem und berühmtesten Platz, dem Wenzelsplatz: Die von Josef Václav Myslbek geschaffene pompöse Reiterstatue im späthistoristischen Stil. Es geht um Herzog Wenzel – genauer: den Heiligen Wenzel. Der böhmische Fürst aus dem Hause der Přemysliden, der Anfang des 10. Jahrhunderts lebte und von seinem Bruder ermordet wurde – er ist der Nationalheilige und -held Tschechiens.
So kennt man seit langem Wenzel auf dem Wenzelsplatz. Doch Wenzel ist in Wirklichkeit vielen Wandlungen unterworfen gewesen. In der heutigen Form passt er zu der großen – um nicht zu sagen: etwas klotzigen – Ausgestaltung des Platzes. Vor der Mitte des 19. Jahrhunderts war der Platz viel kleiner und barock ausgestaltet. Folglich war Wenzel damals auch kleiner und barocker:
Heute steht das 1678 vom Bildhauer Jan Jiří Bendl (1620-1680) geschaffene Reiterstandbild als Kopie des im Lapidarium des Nationalmuseums aufbewahrten Original hoch oben auf dem Vyšehrad. Die meisten Touristen ahnen nicht, dass dies das Originalwahrzeichen des Wenzelsplatzes ist.
Zurück zum Wenzelsplatz. Nur wenige Schritte vom großen Wenzelsdenkmal findet man eine fröhliche Entweihung des Nationalheiligen. Der anarchische Skandalkünstler David Černý – er wurde bereits hier erwähnt – hat 1999 Wenzel auf einem von der Decke hängenden toten Pferd porträtiert (siehe Bildergallerie unten). Das Ganze wirkt wie eine groteske Parodie auf das Denkmal von 1912. Eigentlich war es für das Gebäude der Hauptpost in der Nähe gedacht, aber dort zierte man sich, weil man dieses Sakrileg (etwas humorlos vielleicht) für unangemessen in einem offiziellen Gebäude hielt. Jetzt hängt Wenzel in einer Passage vor dem Lucerna-Palast-Kino. Der Künstler, so heißt es, soll gemeint haben, dass er da hängen solle, bis die Monarchie wieder eingeführt ist. (DD)
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